Tag 6 auf See – Und täglich grüßt das Murmeltier
Position: 200 Seemeilen nördlich der Kapverden, mitten im Atlantik – 21°58.06’N 022°59.42’W
Kennt Ihr den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ mit dem Bill Murray? So ähnlich geht es uns derzeit. Jeder Tag gleicht dem vorigen: die gleiche Landschaft, die gleichen Gesichter, unsere wackelnde Nussschale, leider derzeit auch jeden Tag das gleiche, windarme Wetter, das Programm ist auch das Gleiche.
Nur, wie auch im Film werden wir mit den Umständen immer besser fertig. Wir stoßen uns nicht mehr jedes Mal den Kopf, die Zehen, die Knie an den gleichen Ecken und Kanten des Bootes an sondern nur jedes zweite oder dritte Mal. Die Freunde lernt man auch immer besser kennen und weiss genauer was man wann zu wem sagen darf oder nicht. Auch der Tagesablauf pendelt sich langsam ein. Nach der Wache wird meist gemeinsam gefrühstückt, dann verschwinden zwei in ihre Kojen und schlafen ein bis zwei Stunden, danach wird irgendwann ein bisschen Hygiene betrieben und man lässt sich von der Sonne trocknen.
Lesen, Schach spielen, Zirkeltraining und Musikhören runden unser abwechslungsreiches Programm ab. Reden tun wir auch noch miteinander. Ja, wir haben sogar noch richtig viel Spaß!
Heute waren wir ein wenig frustriert weil mangels Wind einfach nichts weiter geht. Seit über zwei Tagen haben wir kein Schif mehr gesehen, gerade erst ein Viertel der Strecke ist hinter uns, wie es scheint rutschen wir täglich in der Rangliste ab und wieder kein Wind in Aussicht. Wir liegen auf Position 136 oder so, irgendwo zu weit östlich in einem Windloch. Uns fehlt der Spinnaker, dessen Reparatur wir nun endgültig aufgegeben haben. Somit mussten wir heute etwas Kreativität an den Tag legen um nicht bei 3-4 Knoten zu krepieren. Somit wurde eine zweite Genua gesetzt. Wir fahren nun mit zwei ausgebaumten Genuas mit 5-6 Knoten dahin. Das Groß wurde stark gerefft oben gelassen, um dem Boot etwas mehr Stabilität zu geben.
Sofern der Wind so schwach wie jetzt bleibt, lassen wir diese Besegelung über Nacht oben. Vielleicht gelingt es uns so unser Handicap des fehlenden Spinnakers zu kompensieren und ein paar Plätze aufzuholen.
Michi kam heute mit seiner Fischerei auch einen Schritt weiter: Es hat ein ca. 2 Meter großer Fisch angebissen.
Leider riss uns beim Einholen die Leine und es gibt wieder keinen Fisch zum Essen. Aber wir haben ja noch Zeit unsere Technik zu verbessern – täglich grüßt das Murmeltier…
Anbei noch ein Foto als Nachtrag zu dem gestrigen Thema Nachtwache. Wie gesagt, es ist nicht immer leicht wach zu bleiben.