Ciudad Perdida – 3. Tag

Es war eine herrliche Nacht, ein angenehmes Lüftchen vom Dschungel wurde direkt ins Bett geweht. Es herrschte totale Finsternis und alle haben tief und fest geschlafen.

Um 5:00 Uhr wird der Bettensaal hell erleuchtet. Tagwache! Alle springen aus ihren Betten. Anziehen, Gewand, welches hier in rauhen Mengen hängt, muss ausgeschüttelt werden, damit man keine unerwünschten Tiere mitnimmt, Rucksäcke werden gepackt, noch schnell die Morgentoilette und dann zischt man auch schon wieder zum Frühstück. Man könnte glauben, man ist beim Militär.

Beim Frühstück erzählt Michael aus Kanada, dass der Frosch von gestern Nacht auf seinem Bettrahmen gesessen ist. Er hielt das laute Geräusch nicht aus und hat ihn mit einem Schuh wegkatapultiert. Der Frosch war so groß wie eine Hand.

Pünktlich um 6 Uhr starten wir wieder los. Wir werden zu Mittag zum Essen in das Camp zurückkehren. Somit benötigen wir nur einen Rucksack und können uns beim Tragen abwechseln.

Heute ist der Tag der Tage, wir werden die “Ciudad Perdida“ erreichen. Eine Dreiviertelstunde geht es wieder im Stil von Columbian Flat steil rauf und runter. Dann stehen wir beim Aufstieg der präkolumbianischen Stätte.

Jetzt gilt es 1.200 steile Felsstufen zu bewältigen.

Man muss wirklich aufpassen, um nicht abzurutschen.

Oben angekommen sind wir völlig durchgeschwitzt. Es ist 7 Uhr und auf dieser Höhe noch recht frisch. Tatiana versorgt uns mit ein bisschen Geschichte zu dieser Stätte, während die Moskitos auf uns losstürmen, um zu frühstücken. Lästige Biester.

Wir marschieren zu den auf unterschiedlichen Höhen gelegenen Sektionen der Stätte.

Gefühlt legen wir nochmals 1.200 Stufen zurück.

Am schönsten Punkt werden wir von Tatiana und Ferney mit frischen Früchten überrascht.

Eine wunderbarer Weitblick wird uns hier geboten.

Wir wandern hier drei Stunden entlang der unterschiedlichen Sektionen, bevor wir den Rückweg antreten.

Wenn man den Blick etwas in die Höhe richtet, sieht man Unmengen an Spinnennetzen.

Die Mittagspause im Camp soll uns für den Marsch am Nachmittag stärken.

Stefan gönnt sich auch noch einen Powernap.

Der Nachmittag steht dann wieder im Zeichen von steil bergauf und Columbian Flat. Hätte uns ja gewundert, wenn unsere Wäsche mal trocken bleibt.

Ferney verpasst uns unterwegs ein Tattoo der Natur. Er legt das Blatt einer Pflanze auf unseren Arm und klatscht darauf.

Danach hat man ein weißes Tattoo. Mit einem Blatt kann man viele Tattoos machen. Nach ein paar Stunden schwitzen ist es auch wieder weg.

Kurz vor 17 Uhr kommen wir in unser letztes Camp. Es ist das größte bisher. Es gibt sogar zwei kleine Spiegel im Waschbereich. Wir können uns nach Tagen wieder mal selbst sehen. Dafür gibt es kein Licht am WC. Die Türen sind aber nur im mittleren Teil des Türrahmens angebracht, nach oben und unten hin sind sie offen, so leuchten wir uns gegenseitig mit der Handytaschenlampe rein.

In den Camps kann man überall gefiltertes Wasser zum Trinken abfüllen. Es kommt aus naheliegenden Gewässern bzw. wird auch Regenwasser aufgefangen.

Über Schläuche wird es in große Bottiche geleitet und geht von hier über einen Filter weiter in den nächsten Bottich. Von dem kann man es dann abzapfen. Manche auch unserer Gruppe haben Chlortabletten mit, die sie zusätzlich in die Wasserflasche geben. Doch wir wollen keine zusätzliche Chemie und vertragen das Wasser bisher sehr gut.

Das letzte gemeinsame Abendessen mit unserem Team genießen wir sehr. Und wie immer ist um 21 Uhr das Licht aus.

Buenas noches Mumake Camp

Tour zur Ciudad Perdida – 2. Tag

Tagwache ist pünktlich um 5 Uhr.

Das Camp gleicht einem Ameisenhaufen. Jeder wuselt herum, schüttelt an seinen Sachen, zügig werden die Sachen hergerichtet und der Rest wieder im Rucksack verstaut.

Am WC befindet sich ein riesiger Grashüpfer ca. 15 cm groß. Aber Grashüpfer sind zum Glück harmlos.

Frühstück gibt es wieder um 5:30 Uhr.

Um kurz vor 6 Uhr ruft Tatiana mit einem lauten „Machetes, let’s go“ zum Aufbruch auf. Ab 6 Uhr dämmert es bereits und ab da kann man aufbrechen. Davor nicht, weil wir sonst die Spinnen und Schlangen nicht sehen könnten und das gilt es zu verhindern.

Heute haben wir 18 km vor uns. Es ist sehr heiß und wir haben 90% Luftfeuchtigkeit.

Die Route ist heute besonders steil. Unsere Kleidung ist schon nach wenigen Minuten völlig nass.

Zuerst geht es steil bergauf. Danach folgt ein ständiges, auch steiles auf und ab, welches Tatiana „Columbian Flat“ (plano colombiano) nennt.

Jedes Mal, wenn sie das sagt, lacht sie uns schelmisch an.

Sie legt auch ein ziemliches Tempo vor. Wir kommen kaum dazu, Fotos zu machen und wenn, dann nur schnell mit dem Handy.

Wir machen einen kurzen Stopp in einem indigenen Dorf der Wiwa‘s. Dort spricht der Anführer der Wiwa‘s zu uns.

In dieser Region leben heute noch 4 indigene Stämme. Neben dem Wiwa gibt es noch den Kogi, den Arhuacos und den Kankuamo Stamm.

Das Mittagessen bekommen wir in einem Camp.

Die Camps werden hier von Einheimischen betrieben. Vor dem Essen gehen wir noch schnell in den Fluss schwimmen.

Es tut so gut und bringt ein wenig unsere Lebensgeister zurück.

Stefan ist heute ziemlich erschöpft. Vorm Weitergehen gönnt er sich noch eine kleine Pause an einem Pfosten.

Heute sind wir in der Region der Indigos unterwegs. Wir treffen immer wieder auf kleine Kinder der Indigos, die barfuß und ganz alleine im Dschungel unterwegs sind. Die sehen aus, als wären sie noch keine sechs Jahre alt.

Die Männer kauen den ganzen Tag Coca Blätter, den Frauen ist das verboten. Frauen aus dem Wiwa Stamm ist es auch verboten Schuhe zu tragen. Sie sind auch im Dschungel barfuß unterwegs.

Die Frauen schlafen in einem Haus, gemeinsam mit den Kindern. Sobald die Buben 7 Jahre alt sind, siedeln sie in das Haus der Männer.

Manche Stellen sind extrem matschig, man muss sehr aufpassen, dass man nicht ausrutscht und stürzt. Clare, die Amerikanerin, stürzt bei den felsigen, hohen Stufen nach hinten. Ich bin hinter ihr und kann sie gerade noch abstützen und gegen die Wand drücken. Sonst wäre sie tief gefallen.

In der prallen Mittagssonne geht es weiter, damit wir zeitgerecht zum Abendessen in unserem Camp für heute Nacht ankommen.

Wir gehen einen schmalen rutschigen Steg oberhalb eines Gewässers, als unser Assistenzguide Ferney, auf der Böschung neben uns eine Schlange entdeckt. Da sie auf Augenhöhe ist, schrickt er selbst kurz zurück. Doch er erkennt sie schnell und gibt Entwarnung, es handelt sich um keine giftige Spezies.

Nach 18 zurückgelegten Kilometer und über 1.000 Höhenmeter kommen wir alle völlig erschöpft im Camp an.

Heute sind wir an unsere Grenzen gegangen, aber stolz auf die Leistung.

Wir gehen gleich zum Bettenlager und ziehen uns fürs Schwimmen im Fluss um. Der Fluss ist auch heute extrem kalt, aber nachdem die Duschen ebenfalls mit diesem Wasser versorgt werden, können wir gleich in den Fluss gehen. Bei 1, 2, 3 waren wir auch schon im klirrend kalten Wasser. Es hat nach dem heutigen Tag gut getan und die Haare sind auch gleich wieder sauber.

Danach schrubben wir unsere Wäsche, um den Geruch im Zaum zu halten.

Trocken wird hier leider nichts. So nass wie man die Wäsche aufhängt, so ist sie auch am nächsten Tag.

Im Anschluss bekommen wir köstlichen Kakao, der mit Wasser anstatt mit Milch zubereitet wird. Diese Zubereitungsart, wir kennen sie schon von einer Wanderung in Mexiko, schmeckt köstlich. Wir sitzen mit unserer Gruppe im Freien und genießen die Geräusche der Tiere.

Tatiana kommt zum abendlichen Briefing zu uns. Sie informiert uns, dass wir heute besonders aufpassen müssen, da unser Camp noch mehr in der Wildnis liegt als das von gestern. Es gibt hier neben all dem anderen Getier viele Schlangen, die immer wieder bis zu den Betten kommen. Erst vor zwei Wochen hat Tatiana eine große Schlange vor den Betten getötet.

Wir sind uns alle einig, heute Nacht nicht aufs WC gehen zu wollen.

Das Abendessen ist immer mit sehr netten Gesprächen mit unserer Gruppe verbunden. Wir verstehen uns alle gut, das ist das Um und Auf bei so einer Tour.

Schon vor 20 Uhr gehen wir alle los, um uns fürs Bett fertig zu machen. Es stehen dann immer einige mit ihren Zahnbürsten im Mund vor zwei Waschbecken. Privatsphäre gibt ist bei solchen Touren nicht, aber das stört auch niemanden.

Das Bettenlager ist ringsum ziemlich offen. Hinter unseren Betten ist direkt eine Böschung, die vom Dschungel runter führt. Die perfekte Einschleichschneise für Schlangen und sonstige Dschungelungheuer. Zum Glück sind die Moskitonetze intakt, das ist der einzige Schutz um unser Bett herum. Wir hören ganz laut einen Frosch. Er scheint sehr nahe zu sein. Wer auch immer diese Netze rund ums Bett erfunden hat, ich hoffe man hat ihn mit Gold aufgewogen.

Pünktlich um 21 Uhr geht das Licht aus, worüber heute jeder froh ist. Mögen die Tiere fernbleiben und wir eine ruhige Nacht haben.

Buenas noches

Challenge accepted

03.02.2024

Heute ist ein ganz besonderer Tag. Wir starten die Expedition zur „Ciudad Perdida“, auch „Lost City“ genannt.

Um 6:30 Uhr ist Tagwache und nach einem schnellen Frühstück marschieren wir zur Agentur, bei der wir das Team kennenlernen, mit dem wir die nächsten 4 Tage wandern werden.

Die Ciudad Perdida liegt im Norden Kolumbiens, in der Sierra Nevada de Santa Marta. Sie zählt neben Machu Picchu zu einer der größten wiederentdeckten präkolumbischen Stätten Südamerikas.

Anfang der 70er Jahre wurde die „verlorene Stadt“ durch Grabräuber wiederentdeckt und auf der Suche nach Kunsthandwerk und Goldschmuck geplündert.

Die verlorene Stadt kann man nur zu Fuß erreichen. Die Tour darf man auch nur geführt machen. Es stehen also 4 spannende Tage vor uns. In Summe werden wir rund 64 Kilometer und 3000 Höhenmeter zurücklegen. Erschwerend wird sich die Hitze und die Luftfeuchtigkeit auswirken.

Nachdem alle eingetroffen sind und alles Administrative erledigt ist, fahren wir um 9 Uhr mit zwei Jeeps in Santa Marta ab. Die erste Stunde führt noch über normale Straßen, dann geht es eine weitere Stunde über eine Off-road Straße. Da wird es plötzlich ruhig im Wagen, da sich jeder konzentrieren muss, um Übelkeit zu vermeiden.

Wir haben eine sehr nette, internationale Gruppe. Wir sind 12 Personen im Team. Stefan und ich waren uns sicher, dass wir die Ältesten sein werden, aber ein Pärchen aus Amerika ist noch ein bisschen älter. Von Beginn an gibt es viel Gesprächsstoff.

Wir kommen endlich an. Gut durchgeschüttelt und mit flauem Magen sind wir froh, aus dem Auto aussteigen zu dürfen.

Nach einem schnellen Mittagessen geht es auch gleich los.

Die heutige Tour ist nur mal 10 Kilometer lang und unser Guide Tatiana sieht dafür 4 Stunden vor. Entlang der Tour sind immer wieder Stationen, bei denen wir von Einheimischen mit Getränken oder Obst versorgt werden.

Auf der Strecke kommen viele Maultiere an uns vorbei. Sie versorgen die Camps und die indigenen Dörfer. Sie haben immer Vorrang, daher muss man laut „Mula“ rufen, sobald man eines sieht, um die Gruppe zu warnen, damit sich alle einen sicheren Platz am Rand suchen.

Dabei muss man darauf achten, dass man bei den vielen schmalen Stellen eher auf der Bergseite seht, damit man von den Mulas nicht in die Tiefe gestürzt wird.

Unser Team nennen wir „Machetes“, da Tatiana immer eine Machete bei sich trägt. Das machen aber alle Guide, weil sie damit Schlangen und sonstige gefährliche Tiere töten, die immer wieder im Bettenlager auftauchen.

Wir sind alle froh, dass es heute zum Eingewöhnen nur 10 km sind. Es geht immer wieder steil bergauf. Die Hitze und Lufttemperatur lässt keine Faser unseres Gewandes trocken bleiben.

Zwischendurch kommen wir an Stationen vorbei. Bei der ersten Station bekommen wir frische Früchte und selbstgemachte Säfte.

Hier treffen wir auch schon auf die erste handgroße Spinne.

Tatiana verrät uns, dass es bei unserem Camp für die erste Nacht einen Fluss gibt, in dem wir noch vorm Abendessen schwimmen können. Das motiviert uns alle weiterzugehen.

Tatiana entdeckt eine Art Tarantel, die mitten am Weg sitzt. Ein leichtes Schaudern überkommt uns alle.

Nach 4 Stunden können wir schon unser Camp sehen.

Von Kopf bis Fuss sind wir alle tropfnass. Wir bekommen gleich die Betten zugeordnet und können endlich die schweren Rucksäcke ablegen.

Jetzt geht es gleich mal in den herrlichen Fluss. Glasklares Wasser, klirrend kalt, aber genau das tut uns nach der ersten Wanderung gut.

Das Abendessen war schon mal gelungen.

Tatiana setzt sich zu uns und erzählt über die Geschichte der verlorenen Stadt und dann folgt noch das Briefing, um zu wissen, worauf wir in dem Camp achten müssen und wie der morgige Tag gestaltet wird.

Wir müssen unsere Schuhe und Rucksäcke vor dem Bett stehenlassen. Es darf nichts mit ins Bett. Sie warnt uns vor den Spinnen und Skorpionen, die es hier oft gibt. Wir dürfen also nicht vergessen, unsere Sachen am nächsten Tag gut ausschütteln, bevor wir sie an uns nehmen.

Um 21 Uhr ist das Licht aus. Ein spannendes Erlebnis, im Bett zu liegen und von der Wildnis nur durch ein Moskitosnetz getrennt zu sein.

Buenas noches Dschungel