Ngorongoro Conservation Area / Nasera Rock
In der Nacht fängt es wieder an zu regnen. Als uns der Wecker um 6:30 weckt, ist es bereits wieder trocken und wir haben angenehmes Wetter.
Leider kommt aus der Dusche weiterhin nur kaltes Wasser und hat mich beim Haare waschen eine ziemliche Überwindung gekostet hat. Aber danach ist man so richtig wach und gut durchblutet. Das Wasser hier ist besonders, es kommt aus der Quelle vorm Zelt und der Natrongehalt ist sehr hoch. Das hat zur Folge, dass es sich seifig anfühlt. Beim Händewaschen hat man das Gefühl, als ob die Seife auf den Händen kleben bleibt und beim Haare waschen fühlt es sich an, als ob das Shampoo nicht ausgespült ist. In Anbetracht des kalten Wassers war ich schon etwas ungeduldig, aber die Haare waren dann sehr weich.
Um 7:15 Uhr wird uns das Frühstück zubereitet und dann fahren wir auch schon los. Eine lange Fahrt die uns heute zur Ngorongoro Conservation Area und zum Nasera Rock führt, liegt vor uns. Die Distanz wäre nicht so groß, aber es gibt in der Nähe keine Verbindung über den Fluss, daher müssen wir eine Umfahrung fahren. Wir fahren den ostafrikanischem Grabenbruch entlang. Die Straßenverhältnisse sind entsprechend schlecht und durch den Regen brechen immer wieder Straßen und neue Wege werden gebildet.
Wir bewundern Raji, mit welcher Leichtigkeit er sich zurecht findet und den Wagen navigiert. Er erzählt uns, dass er seine letzte Safari Corona bedingt im Dezember hatte und durch den Regen manche Straßen jetzt nicht mehr so verlaufen wie zuletzt. Er macht seinen Job großartig und ist so dankbar, dass er endlich wieder arbeiten darf.
Der Weg führt uns durch den Ort Sale, das ist der einzige Ort, indem das Sonjo Volk lebt, welches sich großteils von der Jagd ernährt. Als Kleidung tragen sie meist gelbe und blaue Tücher.
Unterwegs fahren wir immer wieder an Massaidörfern vorbei und auch entlang der Strecke sehen wir häufig die Massais mit ihren Tierherden herumziehen. Oft sind schon die kleinen Kinder alleine mit einem Stecken unterwegs und führen eine Herde von Ziegen über die Felder.
Raji erzählt uns, dass manche Massai Kinder in der Früh alleine mit den Tieren die Lehmhütten verlassen und erst zum Essen wieder nach Hause kommen. Die kleinen Knirpse sieht man inmitten der Herde oft gar nicht auf den ersten Blick. Wir erfahren auch, dass je Massaidorf eigentlich nur eine Großfamilie wohnt. Ein Massai darf beliebig oft heiraten und so wohnt er mit all seinen Frauen und Kindern in seinem Dorf. Wenn ein Sohn heiratet verlässt er das Dorf und bildet sein eigenes. Die Massais heiraten das erste Mal im Alter von ca. 18 Jahren, die Mädchen hingegen sind meist weitaus jünger. Nicht selten kommt es vor, dass sie bereits mit 14 Jahren verheiratet sind.
Wir fahren durch den Ort Malambo. Raji sagt, dass dies der letzte Ort für heute sein wird, ab jetzt folgt nur noch Wildnis. Es dauert auch nicht lange und wir sehen jede Menge Gazellen, Zebras und Giraffen.
Es ist traumhaft schön. Wir fahren wieder mit offenem Dach und können im Stehen die Tiere beobachten. Zu Mittag machen wir Halt unter einem Baum. Raji breitet auf der Motorhaube ein buntes Massaituch auf und darauf platzieren wir unsere Lunchboxes.
Unterwegs bleiben wir immer wieder stehen und steigen aus um Tiere zu fotografieren. Raji zeigt uns einen Mistkäfer, der eine Kugel Mist vor sich her rollt, ein Loch in die Erde buddelt und die Kugel darin vergräbt.
Zwischendurch kommt auch immer wieder die Sonne raus und es ist angenehm warm.
Wir befahren bereits das Gebiet der Nogorongoro Conservation Area. Man sieht viele Gazellen und Gnus.
Es findet bereits die Migration statt. Die Tiere kommen im Oktober aus der Masai Mara und sind ab Dezember in der Serengeti und im Norden des Nogorongoro Gebietes. Dieses Gebiet ist riesengroß und sehr eben. Hier gab es mehrere Vulkane die implodiert sind, die Asche hat sich auf der Oberfläche verteilt und bildet einen nahrhaften Boden für Gräser und Pflanzen. Es regnet hier auch oft. Die Tiere zieht es hierher, weil sie hier genug zu fressen und trinken haben und gebären hier ihre Tiere. In Gebieten ohne genug Nahrung könnten die Muttertiere nicht genug Milch für ihren Nachwuchs produzieren und dieser hätte keine Überlebenschance. Es gibt hier auch spürbar mehr Mistkäfer. Ständig fliegt einer über das offene Dach zu uns herein. Einmal landet einer auf meinem nackten Unterschenkel, dann wieder irgendwo im Auto und wir sind ständig am Suchen und rauswerfen.
Das Wetter ist hier nicht vorhersehbar, es kann sehr schnell wechseln. Kaum darüber gesprochen, fängt es auch schon zu regnen an.
Binnen von Minuten steht überall das Wasser und die Sicht beim Fahren ist schlecht und man schlittert über die matschigen Wege. Wir kommen in unserem Zeltlager direkt neben dem Nasera Rock an.
Die Crew ist schon hier und hat das Lager bereits aufgebaut. Wir haben unser eigenes Zelt und ein WC und Duschzelt.
Darüberhinaus gibt es ein Zelt zum Kochen, eine Plane mit einem Esstisch für uns und je ein kleines Zelt für die Crew und unseren Guide. Wir werden herzlich empfangen und es hört zum Glück auch wieder zu regnen auf. Die Crew besteht aus dem Koch, Kellner und Campassistenten. Zusätzlich ist ein Massai hier, der in dem nahegelegenen Massaidorf lebt. Wenn man privat seine Zelte im Nirgendwo aufstellt, ist es üblich einen Massai von diesem Gebiet mit einzubinden, als Zeichen des Respekts sozusagen. Dieser Massai kommt dann mehrmals am Tag im Camp vorbei und sieht nach dem Rechten.
Nach dem Welcome Drink bekommen wir ein Camp Briefing von Raji. Er teilt uns mit, dass wir uns bei Tageslicht frei bewegen können, da die Löwen nur dann angreifen, wenn man sie in die Enge treibt, die Hyänen ohnehin Aasfresser sind und wenn dann auch nur Tiere angreifen und die Gnus und Gazellen harmlos und ängstlich sind. Sollten wir in der Nacht aufs WC müssen, gilt folgende Verhaltensregel. Beim Verlassen des Zeltes mit der Taschenlampe links und rechts vom Zelt Ausschau halten. Sieht man rote Augen (Raubtiere), die Taschenlampe ein- und ausschalten, da die Tiere oft verschwinden, wenn nicht, dann muss man sofort ins Zelt zurück. Bei silbernen Augen ebenfalls den Trick mit der Taschenlampe anwenden, diese Tiere sind aber harmlos. Leuchten Tieraugen auf höherer Ebene, ebenfalls sofort zurück ins Zelt, da es sich um ein großes Tier handelt. Sollte die nächtliche Notdurft verrichtet werden müssen und man kann nicht ins WC Zelt gehen, steht vor dem Schlafzelt ein kleiner Kübel. Also wir sind uns einig, dass wir beides zu verhindern versuchen.
Wir verstauen unsere Sachen erstmal im Zelt und wären jetzt bereit für einen Sundowner. Doch leider hat die Vorabbestellung nicht geklappt, denn weder der von uns bestellte Gin noch die Weine für die nächsten Tage im Camp wurden geliefert. Also gehen wir über zu Plan B und machen einen Spaziergang und umrunden den Nasera Rock. Ein wunderschöner Felsen in tollen Farben.
Eigentlich unglaublich, dass wir in the middle of nowhere ganz alleine gehen können, wir haben es uns viel gefährlicher vorgestellt. Aber das kommt auf die Gegend an und diese hier ist zum Glück harmlos.
Wir treffen wieder im Camp ein und zeitgleich setzt auch wieder der Regen ein. Mit dem von der Crew versprochenen Lagerfeuer wird es somit auch nichts und der Sonnenuntergang wird auch nicht zu sehen sein. Dafür zeigen sich schöne, rosa gefärbte Blitze am Himmel.
Das Abendessen wird uns serviert. Drei köstliche Gänge und sogar die Teller sind gut vorgewärmt. Unfassbar, was der Koch unter reduzierten Umständen zaubert.
Während wir essen, steuern uns riesige Nachfalter an. Mit einer Länge von 8 cm und Breite von ca. 3 cm, haben wir noch nie so große, plumpe Falter gesehen. Die Petroleumlampe und das Kerzenlicht zieht sie an, doch ohne Licht ist es nicht möglich irgendetwas zu sehen. Sie bombardieren uns abwechselnd und fliegen in unser Essen. Nach dem Essen zeigen sich die ersten Riesenkäfer. Schwarze, kugelrunde, glänzende Käfer, die gut 6 Zentimeter groß sind und sich noch größer machen, indem sie die Flügel aufblasen. Sie sind noch dazu dumm, sie fliegen gegen die Plane und landen auf uns oder steuern uns direkt an. Wir sind scheinbar beide keine Hardcore Naturmenschen und die Größe dieser Tiere ist wirklich gewöhnunsbedürftig.
Nachdem der Regen nicht enden mag und es dann zu kalt ist, um draussen zu sitzen, gehen wir mit der Taschenlampe bewaffnet zum Zelt zurück. Unter dem Vordach ist unser Waschplatz. Wir richten unser Waschzeug her, als uns plötzlich mehrere von den großen Käfern bombardieren. Wir kommen nicht mehr nach sie abzuwehren und so sehr uns graut vor diesen Kreaturen, so sehr müssen wir lachen. Also putzt einer die Zähne, während der andere die Käferabwehr übernimmt. Eine Herausforderung war es auch, ins Zelt zu kommen, ohne dass ein Käfer mit reinfliegt. Wir haben es geschafft und sind heilfroh. Jetzt bauen wir noch die Einzelbetten auf ein Doppelbett um und fallen mit vielen neuen Eindrücken ins Bett. Es ist ziemlich kalt, aber die warmen Decken wärmen ausreichend. Die Käfer vorm Zelt geben nicht auf und fliegen alle paar Sekunden gegen unser Zelt. Es hat sich jedesmal angehört als würden sie im Inneren landen und um sicherzugehen, dass das nicht der Fall ist, haben wir mehrmals die Taschenlampe angemacht. Erst dann konnten wir beruhigt einschlafen.
Usiku mwema Nasera Rock