Tour zur Ciudad Perdida – 2. Tag
Tagwache ist pünktlich um 5 Uhr.
Das Camp gleicht einem Ameisenhaufen. Jeder wuselt herum, schüttelt an seinen Sachen, zügig werden die Sachen hergerichtet und der Rest wieder im Rucksack verstaut.
Am WC befindet sich ein riesiger Grashüpfer ca. 15 cm groß. Aber Grashüpfer sind zum Glück harmlos.
Frühstück gibt es wieder um 5:30 Uhr.
Um kurz vor 6 Uhr ruft Tatiana mit einem lauten „Machetes, let’s go“ zum Aufbruch auf. Ab 6 Uhr dämmert es bereits und ab da kann man aufbrechen. Davor nicht, weil wir sonst die Spinnen und Schlangen nicht sehen könnten und das gilt es zu verhindern.
Heute haben wir 18 km vor uns. Es ist sehr heiß und wir haben 90% Luftfeuchtigkeit.
Die Route ist heute besonders steil. Unsere Kleidung ist schon nach wenigen Minuten völlig nass.
Zuerst geht es steil bergauf. Danach folgt ein ständiges, auch steiles auf und ab, welches Tatiana „Columbian Flat“ (plano colombiano) nennt.
Jedes Mal, wenn sie das sagt, lacht sie uns schelmisch an.
Sie legt auch ein ziemliches Tempo vor. Wir kommen kaum dazu, Fotos zu machen und wenn, dann nur schnell mit dem Handy.
Wir machen einen kurzen Stopp in einem indigenen Dorf der Wiwa‘s. Dort spricht der Anführer der Wiwa‘s zu uns.
In dieser Region leben heute noch 4 indigene Stämme. Neben dem Wiwa gibt es noch den Kogi, den Arhuacos und den Kankuamo Stamm.
Das Mittagessen bekommen wir in einem Camp.
Die Camps werden hier von Einheimischen betrieben. Vor dem Essen gehen wir noch schnell in den Fluss schwimmen.
Es tut so gut und bringt ein wenig unsere Lebensgeister zurück.
Stefan ist heute ziemlich erschöpft. Vorm Weitergehen gönnt er sich noch eine kleine Pause an einem Pfosten.
Heute sind wir in der Region der Indigos unterwegs. Wir treffen immer wieder auf kleine Kinder der Indigos, die barfuß und ganz alleine im Dschungel unterwegs sind. Die sehen aus, als wären sie noch keine sechs Jahre alt.
Die Männer kauen den ganzen Tag Coca Blätter, den Frauen ist das verboten. Frauen aus dem Wiwa Stamm ist es auch verboten Schuhe zu tragen. Sie sind auch im Dschungel barfuß unterwegs.
Die Frauen schlafen in einem Haus, gemeinsam mit den Kindern. Sobald die Buben 7 Jahre alt sind, siedeln sie in das Haus der Männer.
Manche Stellen sind extrem matschig, man muss sehr aufpassen, dass man nicht ausrutscht und stürzt. Clare, die Amerikanerin, stürzt bei den felsigen, hohen Stufen nach hinten. Ich bin hinter ihr und kann sie gerade noch abstützen und gegen die Wand drücken. Sonst wäre sie tief gefallen.
In der prallen Mittagssonne geht es weiter, damit wir zeitgerecht zum Abendessen in unserem Camp für heute Nacht ankommen.
Wir gehen einen schmalen rutschigen Steg oberhalb eines Gewässers, als unser Assistenzguide Ferney, auf der Böschung neben uns eine Schlange entdeckt. Da sie auf Augenhöhe ist, schrickt er selbst kurz zurück. Doch er erkennt sie schnell und gibt Entwarnung, es handelt sich um keine giftige Spezies.
Nach 18 zurückgelegten Kilometer und über 1.000 Höhenmeter kommen wir alle völlig erschöpft im Camp an.
Heute sind wir an unsere Grenzen gegangen, aber stolz auf die Leistung.
Wir gehen gleich zum Bettenlager und ziehen uns fürs Schwimmen im Fluss um. Der Fluss ist auch heute extrem kalt, aber nachdem die Duschen ebenfalls mit diesem Wasser versorgt werden, können wir gleich in den Fluss gehen. Bei 1, 2, 3 waren wir auch schon im klirrend kalten Wasser. Es hat nach dem heutigen Tag gut getan und die Haare sind auch gleich wieder sauber.
Danach schrubben wir unsere Wäsche, um den Geruch im Zaum zu halten.
Trocken wird hier leider nichts. So nass wie man die Wäsche aufhängt, so ist sie auch am nächsten Tag.
Im Anschluss bekommen wir köstlichen Kakao, der mit Wasser anstatt mit Milch zubereitet wird. Diese Zubereitungsart, wir kennen sie schon von einer Wanderung in Mexiko, schmeckt köstlich. Wir sitzen mit unserer Gruppe im Freien und genießen die Geräusche der Tiere.
Tatiana kommt zum abendlichen Briefing zu uns. Sie informiert uns, dass wir heute besonders aufpassen müssen, da unser Camp noch mehr in der Wildnis liegt als das von gestern. Es gibt hier neben all dem anderen Getier viele Schlangen, die immer wieder bis zu den Betten kommen. Erst vor zwei Wochen hat Tatiana eine große Schlange vor den Betten getötet.
Wir sind uns alle einig, heute Nacht nicht aufs WC gehen zu wollen.
Das Abendessen ist immer mit sehr netten Gesprächen mit unserer Gruppe verbunden. Wir verstehen uns alle gut, das ist das Um und Auf bei so einer Tour.
Schon vor 20 Uhr gehen wir alle los, um uns fürs Bett fertig zu machen. Es stehen dann immer einige mit ihren Zahnbürsten im Mund vor zwei Waschbecken. Privatsphäre gibt ist bei solchen Touren nicht, aber das stört auch niemanden.
Das Bettenlager ist ringsum ziemlich offen. Hinter unseren Betten ist direkt eine Böschung, die vom Dschungel runter führt. Die perfekte Einschleichschneise für Schlangen und sonstige Dschungelungheuer. Zum Glück sind die Moskitonetze intakt, das ist der einzige Schutz um unser Bett herum. Wir hören ganz laut einen Frosch. Er scheint sehr nahe zu sein. Wer auch immer diese Netze rund ums Bett erfunden hat, ich hoffe man hat ihn mit Gold aufgewogen.
Pünktlich um 21 Uhr geht das Licht aus, worüber heute jeder froh ist. Mögen die Tiere fernbleiben und wir eine ruhige Nacht haben.
Buenas noches