Letzter Tag Hoi An, Anreise Nha Trang
Heute frühstücken wir erst um 9 Uhr und packen anschließend unsere Koffer. Unseren letzten Tag in Hoi An möchten wir nützen, um uns die Stadt bei Tageslicht anzusehen. Diese Stadt ist wunderschön und hat auch tagsüber ein besonderes Flair.
Wir schlendern durch und besichtigen ein paar Tempel.
Danach statten wir einigen Geschäften einen Besuch ab. Besonders gut gefällt uns die Markthalle.
Die haben wir die letzten Tage gar nicht bemerkt. Ein buntes Treiben kann man hier beobachten, die Marktstandler tummeln herum und schlichten die Ware, versuchen gleichzeitig Kunden zu gewinnen indem sie diese auf charmante Art von ihren Waren zu überzeugen versuchen. Wenn sie dann mal ein paar Minuten Zeit haben, wird diese für einen Powernap genützt und in den unmöglichsten Positionen geschlafen.
Die Markthalle gliedert sich in mehrere Bereiche. Da gibt es einen gesamten Gang nur mit Gewürzen, einen weiteren nur mit Küchenwerkzeug aus Kokosnussholz, einen mit diversen Cremen und Salben wie Tigerbalm sowie ein großes Angebot an Garküchen mit den entsprechenden Sitzgelegenheiten und sonst noch so Allerhand.
Nachdem wir noch genug Zeit haben, gehen wir eine weitere Runde durch die Altstadt, um so viel wie möglich an Erinnerungen einzusaugen. Da entdecken wir auch einen Herrenfriseur, der gerade die Ohren eines Kunden enthaart.
Man hat dem Mann angesehen, dass dieser Vorgang nicht ganz schmerzfrei ist. In unmittelbarer Nähe sitzen drei Frauen zusammen und tratschen, während eine den beiden anderen die Haare nach Läusen durchsucht und mit einer Pinzette entfernt. Sie müssen dann allerdings unterbrechen, weil eine Kundschaft in den Shop von einer den beiden Damen kommt und sie diese bedienen muss.
Wir gehen auch nochmals den Außenbereich der Markthalle ab. Schon alleine das tolle Angebot an exotischen Früchten ist einen Besuch wert. Wir lassen uns eine Tasse mit verschiedenen Früchten für die bevorstehende Fährt im Nachtbus zusammenstellen.
Jetzt ist es noch an der Zeit, um Mittag zu essen. Da ist uns vorhin schon eine sehr einfache Garküche aufgefallen, die möchten wir unbedingt noch versuchen.
Wir bestellen ein Banh Beo, eine uns völlig fremde Speise und haben es nicht bereut.
Ein köstlicher fester Brei aus Reisstärke, darüber eine rötliche, würzige Sauce und ein paar knusprige Nudelsticks obendrauf.
Zum Würzen gibt es dann noch eine Fischsauce mit super scharfen Chilis dazu.
Es ist dann langsam Zeit, um den Rückweg ins Hotel anzutreten. Am Weg dahin kaufen wir noch Kaffee und zwei gefüllte Baguettes, die als Abendessen im Nachtbus gedacht sind.
Diesen Baguetteladen hat uns unsere Vermieterin wärmstens empfohlen und den wollen wir unbedingt testen. Wir kommen rechtzeitig im Hotel an und können uns im Empfangsbereich noch etwas abkühlen. Kurz nach 17 Uhr kommt auch schon der Minibus der uns zum Busbahnhof bringen soll. Wir finden gerade noch Platz darin, wobei Stefan schon den Notsitz einnehmen muss. Aber zum Glück ist der Busbahnhof nicht weit weg. Ein paar Gassen weiter bleibt der Bus stehen, um zwei weitere Personen mitsamt Gepäck aufzunehmen. Die finden dann vorne beim Fahrer noch Platz. Jetzt sollten wir komplett sein. Doch da irren wir uns kräftig. Der Bus stoppt erneut und nimmt noch zwei Personen auf. Diesmal handelt es sich aber um enorm dicke Personen. Wir müssen auf der Rückbank so sehr zusammenrücken, dass der Mann noch neben mir Platz nehmen kann. Seine Frau, die noch viel dicker ist, bekommt vom Fahrer die Anweisung, auf dem kleinen Kinderhocker am Boden Platz zu nehmen. Dabei hebt sie den Hocker und landet zweimal auf den Zehen ihres Mannes. Ich habe meine Füße zum Glück rechtzeitig so weit wie nur möglich eingezogen, weil ich so etwas schon geahnt habe. Anstatt 10 Personen waren jetzt 13 im Bus. Die letzten Kilometer zum Busbahnhof waren ziemlich kuschelig, aber zumindest kommen wir gut dort an.
Da steht auch schon unser Schlafbus, der in Kürze die Fahrt nach Nha Trang mit uns aufnehmen soll. Schon beim Anblick müssen wir lachen und ahnen, dass eine abenteuerliche Fahrt auf uns zukommt. Erst wird unser Gepäck im Gepäckraum verstaut, danach bekommen wir die Anweisungen, dass wir die Schuhe ausziehen müssen, wenn wir den Bus betreten und diese in das vorgesehene Plastiksackerl verpacken sollen. Dann werden wir einzeln aufgerufen um einzusteigen. Schon die Gänge im Bus sind nicht für europäische Schulterbreiten geeignet. Wir müssen uns schräg durch den Gang wursteln. Hongy fährt mit uns gemeinsam im Bus. Es wird uns ein Schlafplatz für drei Personen im letzten hintersten Eck ganz unten im Bus zugeordnet. Doch dort haben wir weder zu dritt nebeneinander Platz, noch können Stefan und ich dort sitzen. Wir können uns schwer vorstellen, die nächsten 12 Stunden nur liegend in dieser Höhle zu verbringen. Außerdem haben wir eine Flasche Rotwein mit, den kann man unmöglich im Liegen trinken. Wir fragen, ob wir uns umlegen dürfen und bekommen sogar eine Erlaubnis dafür. Wir kraxeln wieder aus der Höhle – zum Glück machen wir regelmäßig Yoga und sind recht beweglich – heben unser Handgepäck auf unseren Liegen und klettern rauf. Stefan’s und meine Liege ist nur durch einen der schmalen Gänge getrennt und genau dort finden die Füße von einem sehr großen Europäer Platz, dem ein Platz in der oberen Schlafhöhle zugeteilt wurde. Unter uns hat Hongy einen Platz gefunden. Wie schon erwähnt sind wir für diesen Bus viel zu groß. Es gibt ein Loch, in das man die Füße reinstecken muss. Nachdem für das Handgepäck kein Platz ist, finden dort auch unsere Schuhe, das Obst , die Trinkflasche und die Handtasche Platz. Für die Füße wird es da schon ziemlich eng und ausstrecken können wir uns auch nicht.
Und nachdem das alles ziemlich ungepflegt und nicht ganz rein ist, stecken wir uns noch in unsere dünnen Schlafsäcke. Jeder Fahrgast bekommt noch eine lausige Decke, die wir alle gleich hinter dem Sitz verschwinden lassen, das ist dann selbst uns zu viel. Einen Hello Kiddy Polster hat auch jeder Fahrgast auf seiner Liege. Die Fahrer sind schon recht hektisch und fordern uns auf, rasch Platz zu nehmen und alles zu verstauen und schon setzt sich der Bus in Bewegung. Wir versuchen unsere Situation mit der Business Class im Flugzeug zu vergleichen. Da kann man die Füße auch fast ausstrecken, nur dass dieser Bus ein bisschen grindiger ist. Schon nach wenigen Minuten sehe ich, dass meine Liege genau bei der Klotüre ist. Das hätte jetzt wirklich nicht sein müssen, aber jetzt ist es zu spät und ich hoffe, dass die nächsten 12 Stunden schnell vergehen. Wir machen gleich mal die Weinflasche auf.
Unsere Vermieterin hat uns drei leere Joghurtbecher mitgegeben. Wir machen es uns lustig.
Rechts neben mir liegt ein Deutscher, der genauso viel Freude mit dem Platz bei der Klotüre hat wie ich. Es zeichnet sich recht rasch aus, dass es eine sehr schauckelige Fahrt wird. Dieses wird begleitet mit ständigem Hupen des Busfahrers. In Vietnam wird alles was sich irgendwie auf der Straße bewegt angehupt. Und um die Geräuschkulisse noch abzurunden, telefonieren einige Fahrgäste mittels Videotelefonie, andere wiederum schauen Videos und lassen so alle anderen daran teilhaben. Wir haben 3 Busfahrer. Einer schläft auf zwei Matratzen in einem der Gänge am Boden, einer fährt und einer sitzt daneben. Nach 4 Stunden erfolgt ein Wechsel.
Schon nach kurzer Fahrtzeit bewegen sich die ersten zur Toilette. Da der Bus wackelt, halten sie sich an den Sitzen fest. Da es im Bus dunkel ist, erwischt jemand meinen Hebel, um den Sitz zu verstellen. „Rumps“ und meine Sitzlehne knallt zurück in die Liegenposition, ich inklusive. Ein kurzes „sorry“, ich klappe die Lehne wieder hoch und komme wieder in die Sitzposition. Aber es dauert nicht lange, kommt schon der nächste und ich gelange wieder ins Liegen. Das Ganze passiert während der Fahrt geschlagene 10mal, bis ich aufgebe und in der Liegeposition bleibe. Der Nachteil daran ist, dass eine der kurzen Seitenwände keine Stütze durch die Rückenlehne mehr hat und jetzt laut zu klappern beginnt. Es ist 22 Uhr als plötzlich das grelle LED Licht im gesamten Bus eingeschaltet wird, einer der Fahrer mit einer Zahnbürste mit Zahnpasta drauf, durch die Reihen geht und auf vietnamesisch laut schreit, dass wir jetzt eine Pause machen und das mehrfach wiederholt. Schlaftrunken und vom Licht geblendet quälen wir uns alle aus den Schlafsäcken und verlassen den Bus, in der Hoffnung, bei der Raststätte im Nirgendwo eine ordentliche Toilette vorzufinden.
Mit einer Engländerin finde ich ein einfaches Mauerwerk mit ein paar maroden Schwingtüren. Wir schauen rein und finden nur einen Abflussdeckel vor, keinerlei Spülung und wundern uns darüber. Aber womöglich ist das immer noch besser als die Bustoilette. Plötzlich ruft mir Stefan zu, dass es auf der anderen Seite noch so ein Mauerwerk mit den klassischen Hockmuscheln im Boden gibt und sogar elektrisches Licht. Dafür gibt es keinen Wasseranschluss und so muss man die Toilette wieder verlassen, mit einem Kübel aus einer Tonne Wasser schöpfen und wieder zurück. Männer haben es da wirklich einfacher. Es hat sich dann herausgestellt, dass unsere erste Entdeckung mit dem Abflussdeckel eine Dusche ohne Wasseranschluss sein soll.
Nach einem kleinen Snack werden wir wieder in den Bus verfrachtet, das Licht geht aus und die Fahrt setz sich fort. Ruhig wird es aber ganz und gar nicht und das Gerüttel geht auch heftig weiter, doch irgendwann schlafen wir dann ein.
Bye bye Hoi An