Monteverde

Die ganze Nacht über war es sehr stürmisch draussen. Die Türe zur Terrasse wurde heftig gerüttelt und der Windzug war bis ins Bett zu spüren.

In den Bergen haben wir im Moment 20 Grad. Monteverde befindet sich im Nordwesten von Costa Rica und ist für die artenreichen Nebelwälder bekannt. Die Gegend bietet zahlreiche Wildtierarten wie Jaguar, Ozelot, farbenfroher Quetzal und viele andere mehr.

Eigentlich wollten wir heute Früh den Sonnenaufgang vom Bett aus beobachten und haben den Wecker für 6 Uhr gestellt. Allerdings war anstatt dem Morgenrot nur der Nebel zu sehen. Die Aussicht ist dennoch traumhaft schön.

Nachdem wir schon wach sind, machen wir uns startklar für den Tag, immerhin haben wir uns für heute einiges vorgenommen.

Das Wetter ist sehr wechselhaft. Starker Sturm dazu kommt Regen, dann doch wieder Sonnenschein und so geht das fort.

Wir genießen noch ein köstliches Frühstück im Ort, in der Hoffnung, dass sich die Sonne doch noch durchsetzen wird. In dem netten Cafe laufen Affen herumlaufen und bunte Vögel sind auch zu beobachten.

Wir trotzen dem Schlechtwetter und starten im Monteverde Cloud Forest.

Man parkt ca. 1,5 km vor dem Eingang zum Nationalpark und wird mit dem Shuttle raufgebracht.

Der Name des Waldes ist sehr treffend und der Nebel entsprechend präsent.

Wir marschieren im Alleingang durch den Wald, zuerst wollen wir zur Hängebrücke gehen.

Toll, wie man eine solche Brücke mitten in den Regenwald bauen kann. Inzwischen sind wir bis zu den Knien nass und gatschig, doch wir wollen auch noch zum Wasserfall weiter gehen. Der ist allerdings nichts besonderes. Ein kleiner unspektakulärer Wasserfall. Generell sind wir der Meinung, dass dieser Regenwald vernachlässigbar ist, wenn man die Möglichkeit hat, andere Regenwälder zu besuchen.

Nach eineinhalb Stunden haben wir genug gesehen und verlassen den Nationalpark und fahren zurück in den Ort auf eine Jause. Das Wetter sieht vielversprechend aus, die Sonne zeigt sich wieder und es ist deutlich wärmer.

Um 13 Uhr beginnt unsere Tour im Curi Chacha Cloud Forest Reserve. Wir haben den Tipp bekommen, in diesem Nationalpark unbedingt einen Guide zu nehmen, um mehr Tiere zu sehen. Mit Jorge, einem jungen Mann, dessen Herz für Insekten, Schlangen, Vögel und alles was kreucht und fleucht schlägt, haben wir den perfekten Guide. Die Tour findet in kleinen Gruppen statt. Die Gruppe ist sehr angenehm, lauter Franzosen und wir. Leider ist uns das Wetter heute nicht wohlgesonnen, es regnet immer wieder und erneut sind wir nass, gatschig und die Kleidung hängt nur noch an uns herab. Aber das tut der Stimmung keinen Abbruch, dafür ist die Tour zu kurzweilig.

Jorge zeigt uns neben den Tieren auch einige Pflanzen und erzählt viele Geschichten dazu.

So sehen wir ein paar Quetzale, einen Kuckuck, MugMug’s, einen Tucan, eine Ingwerpflanze in der Blüte, einen riesigen Avocadobaum und vieles mehr.

 

 

 

 

 

Er zeigt uns auch ein paar hilfreiche Funktionen beim iPhone, um noch mehr aus den Fotos rauszuholen. Tipps, die niemand in der Gruppe bisher kannte, wir waren begeistert.

Nach zweieinhalb Stunden geht die Tour zu Ende. Er hat uns während der Tour erzählt, dass man manche Tiere nur nachts sieht. Stefan und ich fragen ihn, ob er heute Abend zufällig eine Nachttour macht, da wir morgen schon abreisen. Und wie es kommen soll, verabreden wir uns gleich mit ihm für eine Privattour heute Abend. Wir können es immer noch nicht glauben, dass wir bei Dunkelheit in den Regenwald gehen. Das haben wir bis vor 2 Stunden für uns mit Sicherheit ausgeschlossen.

Wir beschließen erst einmal in unsere Unterkunft zu fahren, um die nassen Sachen abzulegen und ein warmes Bad zu nehmen. Wir haben hier einen Whirlpool von dem aus man durch die Glasfront freien Blick auf den Regenwald hat. Und weil das nicht kitschig genug ist, erstreckt sich auch noch ein Regenbogen über den Regenwald.

Wieder aufgewärmt und in trockener Kleidung fahren wir in den Ort zum Essen. Etwas früher als geplant, kurz vor 20:45 Uhr beginnt unsere Night Tour.

Wir starten pünktlich, Jorge stattet uns mit kleinen Taschenlampen aus und schon kann es los gehen. Kurz drauf, findet er einen kleinen Frosch in einer Pflanze.

Die Frösche schlafen darin gerne. Es folgen rote Ameisen, die Blätter tragen, ein schlafender Kolibri.

Laut Jorge handelt es sich dabei um ein “once in my life time” Erlebnis. Die Kolibris fliegen mit einem enormen Flügelschlag den ganzen Tag wie wild herum, so dass man sie kaum fotografieren kann. Sie schlafend zu sehen, ist laut ihm etwas besonderes. Sie strecken dabei auch ihre Schnäbel nach oben, was einen witziges Bild abgibt.

Jorge warnt mich jetzt vor, er hat eine Viper entdeckt. Ich spüre Hitze in mir aufsteigen, begleitet von Gänsehaut. Sie lauert oben am Baum und hält Ausschau nach Beute.

Ich stehe nach wie vor dazu, dass ich sie lieber auf meinem Teller hätte um sie zu essen, als sie hier am Baum zu sehen.

Danach folgt sanftes Programm, mit einem weiteren Vogel, noch ein kleiner Frosch, ein Insekt, das aussieht wie ei langer Ast. Es ist fast so groß, wie die Hand von Jorge.

Dann fragt er, ob ich Taranteln lieber mag als Schlangen oder gleich wenig. Das hält sich bei mir die Waage, ab einer gewissen Größe ekelt mir vor Spinnen. Doch da waren wir schon bei der Tarantel Höhle. Sie hat uns aber kommen gehört und zieht sich etwas zurück. Doch zum Teil ist noch zu sehen und man kann beobachten, wie sie sich in der Höhle bewegt.

Jorge sagt, dass sie in etwa 13 cm groß ist, es gibt hier aber auch welche, die eine stolze Größe von über 20 cm bieten können. Nicht auszudenken, wenn man einer solchen begegnet.

Ich habe ein seltsames Verhältnis zu diesen Tieren. Ich mag sie nicht, aber ich möchte sie unbedingt sehen. Ich kann sie auch angreifen, wenn ein erfahrener Guide dabei ist, aber wenn ich diesen Tiere alleine begeben würde, würde ich vor Angst umfallen. Aber so weit kommt es hoffentlich nie.

Wir erzählen Jorge von unserer Begegnung mit einer Black Mamba in Tansania. Daraufhin meint er, dass man nach dem Biss der Black Mamba innerhalb von 10 Minuten stirbt. Bei der Viper da oben am Baum hat man allerdings eine Stunde Zeit, um ein Gegengift zu bekommen. Bis zu diesem Zeitpunkt war Stefan noch entspannt, doch damit ist es jetzt vorbei.

Wir erfahren, dass Costa Rica wesentlich dazu beiträgt, Gegengifte für diverse Schlangen zu erforschen. An einem solchen wurde 2019 auch für die Black Mamba gearbeitet.

Jorge zeigt uns auch noch eine etwa 4 Monate alte Viper, die auf einem Blatt ihren Schlafplatz gefunden hat.

Am Ende der Tour klettern wir noch runter zum Fluss. Dort zeigt uns Jorge einen besonderen Frosch in Costa Rica.

Er sitzt in der Rille eines Baumstammes und wirft uns einen Blick zu. Seine roten Augen leuchten. Er lässt sich von uns aber nicht beirren.

Es ist bereits 22 Uhr und die Tour neigt sich dem Ende zu. Wir führen Jorge noch nach Hause. Vorm Einschlafen hoffen wir, nicht von den Schlangen und Spinnen zu träumen.

Gute Nacht Nebelwald

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