Jaipur – Jaisalmer

Gegen 22:30 Uhr nahmen wir uns ein Tuk Tuk Richtung Bahnhof. Nach nur wenigen Minuten Fahrt, als wir uns in einer enterischen Gegend befanden, machte es einen Knall und plötzlich stürmten Hunde auf unser Tuk Tuk zu und bellten wie verrückt. Der Fahrer stoppte und stieg mit seinem Freund aus und machte einen Blick auf den Hinterreifen – ein Reifenplatzer. Von Freunden, die schon in Indien waren, wussten wir, dass es hier durchaus auch tollwütige Hunde gibt. Der Fahrer verjagte die Hunde und ließ uns im Tuk Tuk sitzen.

Wir haben beide überlegt, welche Geschichte und diesmal aufgetischt wird. Stattdessen organisierten sie uns ein anderes Tuk Tuk und wir kamen wider Erwarten doch noch zeitgerecht am Bahnhof an. Dort standen wir eine zeitlang vor der Anzeigetafel, bis unser Zug endlich auf Englisch gelistet wurde. Wir gingen zum Gleis 3, diesmal hatten wir 1. Klasse gebucht. Da die Züge in Indien enorm lang sind, gibt es entlang der Steige Anzeigen mit den entsprechenden Klassen. Da diese bei jedem Zug anders sind muss man warten bis kurz vor Eintreffen des eigenen Zuges und dann muss man noch herausfinden ob man in die eine oder in die andere Richtung laufen muss. Einfach irgendwo einzusteigen und zu glauben, dass man mit Gepäck im Zug von Wagen zu Wagen geht macht keinen Sinn und ist auf Grund der Menschenmengen genauso unmöglich, wie zu glauben, dass man seine Klasse erst sucht, wenn der Zug in die Station schon eingefahren ist. Wer das noch nicht gesehen hat, kann es sich nicht vorstellen. Stellt euch vor ein Zug der U6 fällt während der Rush Hour aus, das mal 5 und da liegen dann noch hunderte von Menschen überall am Boden und schlafen oder essen.
Wir stehen also am Steig 3 und überwachen die Anzeigentafel im Minutentakt, da wir wieder mit einer Änderung des Steiges rechnen. Doch siehe da, unser Zug wird bereits angezeigt und sollte auch laut Timetable schon in die Station einfahren. Wir freuen uns, dass wir es auch rechtzeitig an jene Stelle geschafft haben, an der der Waggon der 1. Klasse halten soll.
Plötzlich eine Durchsage auf Hindi, wegen 2 Touris am Bahnhof macht man hier wohl keine Durchsage auf Englisch. Zum Glück kam ein junger Mann auf uns zu und sagte uns, dass der Bahnsteig für unseren Zug auf Steig 2 geändert wurde. Auf Steig 2 stand seit gut einer Stunde ein Zug. Eine Teil der Menschenmenge bewegte sich dann in eine völlig andere Richtung. Es ist 2 Minuten vor Abfahrt, fährt der Zug womöglich doch ganz woanders ab? Wir haben mehrmals versucht Einheimische zu fragen, doch die meisten können unser englisches Ticket nicht lesen. Und ein Inder würde nie zugeben etwas nicht zu wissen, stattdessen kommt ein freundliches „yes, yes“, gefolgt vom obligatorischen Kopfwackeln. Wir versuchten die Stelle für unsere Klasse zu finden, denn die Anzeige hier war wieder anders gereiht. Plötzlich fährt der Zug auf Gleis 2 ab und kurz darauf trifft endlich unser Zug ein. Aussen am Waggon klebte ein Zettel mit den Fahrgästen, siehe da, Stefans Name war auf der Liste, nur Manuela war nicht drauf. Wir suchten unser Schlafplatzerl und mussten feststellen, dass tatsachlich nur noch eine Liege frei war. Wir versuchten einen Bahnbediensteten zu finden, der Englisch spricht. Der dritte hat uns dann zumindest bestätigt, dass wir uns zu zweit auf die schmale Liege oben legen dürfen. Die Liege war ganze 50 cm breit, hing leicht nach unten (bevor wir noch darauf gelegen waren) und das Absturzgitter auf Kopfhöhe war kaputt und sehr wackelig. Eigentlich haben wir die Liegen unten gebucht, aber da lag bereits eine Frau mit Kleinkind und bat uns, dort liegen bleiben zu dürfen. Wir wurschtelten uns rauf und stellten fest, dass wir dort grad mal in der „Löffelstellung“ Platz finden und ohne Seilsicherung die Nacht nicht ohne Absturz überstehen werden. Umdrehen wäre ohnehin nicht möglich gewesen. Die Frau auf unserer Liege unten beobachtete das und bat uns doch die Liegen zu tauschen, da wir so unmöglich schlafen können und auch viel länger fahren als sie. Also alles wieder zurück, wir verstauten die Sachen unten und lagen endlich auf der nun 60 cm breiten Liege. Allerdings konnte auf Grund der Enge immer nur einer von uns beiden am Rücken liegen und der andere musste seitlich liegen. Da uns beim seitlichen Liegen aufgrund der teilweise sehr harten Unterlage immer wieder Arm oder Bein eingeschlafen sind, wechselten wir uns die ganze Nacht über ab. Zur 1. Klasse der indischen Bahn muss man sagen, dass diese in Europa selbst beim Transport von Tieren auf Proteste der Tierschützer stoßen würde. Die mit Stoff überzogenen Liegen sind schmutzig und fleckig. Zum Glück war es dunkel als wir zugestiegen sind und Allergiker sind wir auch keine. Nach dem Frühstück im Zug machten wir noch ein Nickerchen, den zum Sitzen war kein Platz.

Breakfast

Um 12 Uhr Mittag wurden wir überraschend vom Angestellten unseres Vermieters mit dem Tuk Tuk vom Bahnhof abgeholt. Unser Homestay heißt „Golden Marigold Hotel“ und es erinnert ein wenig an den Film „The Best Exotic Marigold Hotel„.

Golden Marigold Hotel

Er zeigte uns unser sehr einfaches, aber bunt dekoriertes Zimmer und kochte uns auf der Rooftop Terrasse köstliche indische Gerichte.

Golden Marigold Hotel

Am späten Nachmittag gingen wir in den Ort und zum See spazieren und lernten einen unterhaltsamen Priester beim Shiva Tempel kennen, der uns mit seinem schönen Gesang in den Tempel lockte.

Chanting Priest

Der Ort und die Bewohner hier wirklich deutlich ruhiger und weniger aufdringlich als in den Orten die wir bisher gesehen haben. Womöglich liegt es an den noch höheren Temperaturen.

Jaisalmer

Village People

Zwischendurch stärkten wir uns mit Lassi.

Lassi

Abends waren wir noch Essen und anschließend auf Kaffee in einem sehr schicken Hotel. Guter Kaffee ist in Indien nämlich selten zu bekommen.

 

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