Entlang der Pazifikküste

Wir wachen schon vor 6 Uhr auf und sehen vom Bett aus ein leichtes Morgenrot und gehen gleich mal auf die Terrasse.

In der Nacht war es etwas laut. Schon beim Einschlafen war ein lautes Tiergeräusch im Zimmer zu hören. Erst dachten wir an das Zwitschern eines Vogels. Während unseres Aufenthaltes in Costa Rica haben wir schon einige neue Arten von Vogelgewitscher kennengelernt. Doch Vogel war es keiner. Die ganz Nacht über war dieses laute Geräusch immer wieder zu hören. In der Früh hat unsere Recherche ergeben, dass es vom Gecko sein dürfte, der uns am Abend im Schlafzimmer willkommen geheißen hat. Allerdings war der Gesang für einen Gecko sehr ungewöhnlich.

Wir packen unsere Sachen, heute haben wir eine sehr lange Autofahrt vor uns. Es geht nach Uvita de Osa im Süden Costa Ricas. Wir haben gestern Nachmittag nach einer Unterkunft hier gesucht. Zu unserem Entsetzen mussten wir allerdings feststellen, dass nur extrem grausige und zum Teil ohne Fensterglas – Achtung Krabbeltiere – oder welche um mehrere hundert Euro pro Nacht verfügbar waren. Irgendwann haben wir dann doch ein sehr einfaches, günstiges mit verschließbaren Fenstern gefunden und sofort gebucht. Den Fotos nach sieht es nicht vielversprechend aus, aber wir beschließen trotzdem zu fahren und sollte die Unterkunft furchtbar sein, dann schlafen wir zur Not im Auto und suchen am nächsten Tag vor Ort etwas.

Es hat sich herausgestellt, dass jetzt gerade das Envision Festival hier stattfindet, mit rund 9000 Besuchern. Das erklärt natürlich die Preise der Unterkünfte.

Unser Gepäck ist im Auto verstaut, Luft ist immer noch in den Reifen, wir sind bereit für die Weiterreise, aber davor noch ein letztes Frühstück in Montezuma.

Schon in der Früh ist überall Cannabis zu riechen.

Gestärkt treten wir die Fahrt an, die mit rund siebeneinhalb Stunden ohne Pause bemessen ist.

Wir cruisen die Straße entlang, mehr ist hier sowieso nicht möglich. Der Weg führt uns durch viele entzückende kleine Ortschaften, vorbei an vielen Schulen. Es gibt enorm viele Schulen in Costa Rica. Man erkennt sie vor allem daran, dass im Umkreis der Schulen immer ein Tempolimit von 25 km/h gilt und vor und nach der Zone eine Bodenschwelle ist.

Die ersten Stunden fahren wir auf den hier üblichen schmalen Straßen mit massenweise Schlaglöchern entlang. Unsere Physiotherapeutin wird nach unserer Rückkehr viel zu tun haben. Am Straßenrand stehen viele Verkäufer, die ein uns bisher unbekanntes Getränk verkaufen – Vino de Coyol.

Nachdem es hier keine Trauben gibt, kann es wohl kaum Wein sein und somit kaufen wir es einfach, ohne zu wissen, was es ist. Die Verkäuferin ist entzückend und drückt und strahlend eine kleine Flasche in die Hand. Neugierig verkosten wir das Getränk auch gleich. Es wird aus einer Palme gewonnen, schmeckt süßlich und erinnert ein bisschen an Litschisaft und ist mehr oder weniger alkoholfrei. Es gibt ein paar Schauergeschichten, die besagen, dass schon mal jemand nach dem Konsum des Weines in einen tödlichen Rausch gefallen ist oder man am Tag nach dem Konsum bei Sonneneinwirkung einen weiteren Rausch verspüren kann. Wir denken, dass der Autor des Artikels neben dem Wein noch ganz andere Substanzen zu sich genommen haben dürfte. Wir haben das Getränk also ohne jegliche Wirkung getrunken. Aber wer weiß, was morgen bei Sonnenlicht passiert 😄.

Es ist bereits früher Nachmittag und für uns Zeit, um in ein Soda einzukehren.

Es gibt Reis mit Shrimps, als Tagesempfehlung, da ist die Entscheidung für uns schnell gefallen und wir brauchen keinen Blick mehr in die Speisekarte.

Satt und glücklich fahren wir weiter, immerhin wollen wir rechtzeitig zum Sonnenuntergang in Uvita sein.

Unterwegs werden wir von einer Straßensperre ausgebremst. Ein Erdrutsch hat die Gegenfahrbahn blockiert, der Bagger war aber bereits am Werken und 15 Minuten später konnten wir auch schon passieren.

Irgendwann dürfen wir uns sogar über ein kurzes Stück einer Schnellstraße erfreuen, wo es abschnittsweise sogar zwei Spuren in eine Richtung gibt. Das erfreut unserer Fahrerherz.

Wir haben nur noch eine gute Stunde bis an unser Ziel. Viele Kilometer weit wird unsere Straße links und rechts von einem riesigen Palmenwald geziert.

Zwischendurch befinden sich kleine Häuser der Einheimischen.

Pünktlich zum Sonnenuntergang kommen wir in unserer Unterkunft an. Nach einer kurzen Begrüßung, gehen wir sofort zum Strand, der an das Grundstück angrenzt.

Die Sonne geht hier aufgrund der Nähe zum Äquator rasend schnell unter. Ein Spektakel von nur wenigen Minuten, dann ist sie auch schon nicht mehr zu sehen.

Wir bringen unsere Sachen schnell ins Zimmer und gehen dann gleich weiter in ein nahegelegenes Restaurant, das uns unser Vermieter empfohlen hat.

Ein sehr netter Familienbetrieb, mit köstlichem Essen. Dem Thunfischtartar, Thunfischsteak und Rindersteak können wir einfach nicht wiedersehen.

Nach dem Essen spüre ich, wie sich etwas klebriges an meinen nackten Unterschenkel ansaugt. Ich erschrecke so sehr und stampfe hastig meinen Fuss auf den Boden auf und sehe, dass ein Frosch runterfällt. Wenn ich gewusst hätte, dass es ein Frosch ist, wäre es nicht so schlimm gewesen, aber für so überfallsartige Aktionen bin ich nicht zu haben. Er springt weiter auf unser Tischbein.

Nachdem meine Haut an der Stelle, an der er sich festgesaugt hat, zu jucken beginnt, frage ich die Kellnerin, ob der Frosch harmlos ist. Sie hat eine lustige Grimasse geschnitten und gemeint, dass er nicht giftig ist, aber ihr selbst so sehr davor graust. Sie findet aber toll, dass ich nicht aufgeschrien habe, wie viele andere Gäste, denen das passiert.

Als wir gerade gehen wollen, springt er auf Stefans Hosenbund. Ich möchte noch schnell ein Foto davon machen, da dreht er sich um und springt mich an. Ich hätte vor Schreck beinahe mein Handy weggeschossen.

Mit etwas erhöhtem Blutdruck treten wir mit der Taschenlampe den Rückweg an. Vor unsere Türe ein kurzer Check, welche Krabbeltiere vorm Öffnen noch verjagt werden müssen. Ein Gecko und eine grausliche Spinne, jetzt ist der Weg frei in unser sehr einfaches aber sauberes Zimmer und immerhin sind die Fenster dicht. Als Helden werden wir wohl nie in die Geschichte eingehen.

Gute Nacht Uvita

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