Kakerlake und Faultier

Ausschlafen dürfte von unserer Urlaubsliste gestrichen worden sein. Ich werde von einem Rascheln geweckt und vermute, dass ein Tier auf unserer Terrasse ist und schau gleich raus, in der Hoffnung es beobachten zu können. Doch da ist nichts. Das Hotel hat Knabbergebäck am Tisch bereitgelegt. Beim genaueren Hinhören glauben wir, das Rascheln von dort wahrzunehmen. Stefan schaut nach und da rennt auch gleich ein langes schwarzes Tier weg. Eine Kakerlake – la Cucaracha. Wir verschließen schnell alle Taschen und sagen an der Rezeption bescheid. Schon kurz darauf kommt jemand mit einem Besen und einer Sprühdose ins Zimmer. Nachdem er das Vieh nicht findet, sprüht er gleich mal munter das Gift drauf los. Die Kakerlake zeigt sich aber nicht. Der selbst ernannte Kammerjäger möchte schon wieder gehen, als Stefan sie entdeckt. Mit seinem Besen befördert er sie aus dem Zimmer und sprüht nochmals auf sie ein. Wir hoffen sehr, dass es die einzige im Zimmer war und es kein Wiedersehen gibt.

Viel netter klingt da schon das Vogelgezwitscher. Es ist aber ein besonderer Laut und kommt von unserer Terrasse. Ich entdecke ein Nest, in dem zwei Vögel sitzen und lauthals ihren morgendlichen Gesang darbieten.

Genug Action um diese Zeit, wir gehen jetzt zum Frühstück. Herrlich die frischen Früchte, Müsli und sonstige Köstlichkeiten.

Der Blick zum Meer lässt uns heute ein bisschen länger hier verweilen.

Danach gehts zum Pool, da wir wieder für die Wassergymnastik angemeldet sind.

Doch Klaus vergisst heute darauf, also machen wir die Übungen vom Vortag alleine, danach noch ein bisschen schwimmen und schon ist das Bewegungsprogramm für den Vormittag absolviert.

Zu Mittag gehen wir wieder zu unserem Straßenstand, diesmal probieren wir die Burritos. Sie schmecken sensationell und der Verkäufer freut sich, dass wir wieder gekommen sind.

Den Nachmittag verbringen wir am Strand. Es ist ein sehr ruhiger Strand mit sehr wenigen Menschen. Das karibische Meer ist herrlich warm.

Am späteren Nachmittag nehmen wir an einem Kochkurs teil und sind schon sehr gespannt, was wir zu bereiten werden. Ich hoffe, dass es Ceviche sein wird. Es steht aber Sushi am Programm und der Sushi Koch ist auch nicht sonderbar motiviert. Er rollt selbst ein paar Sushi mit den von uns gewünschten Zutaten zusammen und gibt uns ein paar Tipps, das war es dann auch schon.

Aber immerhin hatten wir dann köstliches Sushi zum Sundowner.

Wir machen noch einen Spaziergang am Strand und gehen bis zum nächsten Strandabschnitt und genießen den Klang der Wellen.

Heute scheinen sämtliche Aktivitäten unter einem schlechten Stern zu stehen. Auch der Tanzkurs, zu dem uns Klaus eingeladen hat, findet nicht statt. Stattdessen hat er eine professionelle internationale Tanzgruppe eingeladen, um die Räumlichkeiten heute zum Üben zu nützen. Klaus schleppt uns gleich zu ihnen hin, damit wir mittanzen können. Es stellt sich aber heraus, dass sie nicht die klassischen lateinamerikanischen Tänze tanzen, sondern einen sehr alternativ- esoterischen Barfußtanz.

Das ist absolut nichts für uns. Wir wollen aber nicht unhöflich sein und tanzen ein bisschen mit, können uns das Lachen aber nicht ganz verkneifen und überlegen, wie wir rasch aus der Nummer rauskommen.

Wir nennen diesen Tanzstil „bei Vollmond barfuß die Namen tanzen“.

Höflich verabschieden wir uns dann und bedanken uns für die Möglichkeit, dass wir mittanzen dürften.

Den Abend verbringen wir nochmals im Zentrum von Puerto Viejo und bringen auch gleich ein paar Wäschestücke in die Reinigung.

In einem sehr netten Restaurant kommen wir nicht nur in den Genuss von köstlichem Seafood, es gibt auch das bisher beste Service.

Nach dem Essen kommt ein Kellner zu uns und zeigt auf ein Faultier, welches im Restaurant an der Decke hängt.

Es kommt immer wieder vom angrenzenden Waldstück hinüber geklettert. Eine gute Stunde bleibt es, bewegt sich immer nur ganz wenig, dann fallen ihm die Augen auch schon wieder zu.

Nach einiger Zeit geht es wieder ein Stück voran und dann klettert es über die Wellblechwand vom Restaurant zurück ins Grüne. Man möchte sie am liebsten knuddeln.

Nach dem Essen strandeln wir noch durch Ort. Es gibt hier ein paar Stände, die allerhand Krimskrams verkaufen.

Wir sind schon am Weg zum Auto, als wir noch Livemusik hören. Da können wir unmöglich daran vorbei. Ein älterer Herr spielt auf seiner E-Gitarre.

Kaum haben wir die Getränke bestellt, beendet er seinen Auftritt.

Wir rufen ihm zu, dass wir nur der Musik wegen hergekommen sind. Verständnisvoll greift er zur Gitarre und spielt noch ein paar Songs. Anschließend kommt er zu uns und erzählt uns, dass er aus den USA kommt und schon seit 17 Jahren hier in Costa Rica lebt und die Entscheidung nie bereut hat. Ein äußerst positiver Mensch, der mit seiner Frau hier seinen Lebensabend verbringt und nebenbei seinem Hobby, der Musik, nachkommt.

Ein weiterer schöner Tag neigt sich dem Ende zu.

Puerto Viejo

Eigentlich wollten wir mal länger schlafen, aber schon um 6 Uhr sind wir beide ausgeschlafen und top fit. Für unsere Verhältnisse gehen wir in diesem Urlaub früher schlafen als zu Hause wochentags. Das liegt wohl daran, dass in Costa Rica die Lokale abends recht früh schließen, spätestens um 23 Uhr ist Schluss hier. So beginnt unser Tag schon früher und wir haben genug Zeit, um ausreichend zu frühstücken. Beim Frühstück werden wir von Klaus willkommen geheißen. Klaus ist Brasilianer einer der Manager hier im Hotel und ist erst vor kurzem des Jobs wegen nach Costa Rica gekommen. Er schupft hier den Laden und muss ständig hinter dem Personal her sein, damit sie ihre Arbeit machen. Eine Engelsgeduld hat er.

Nach dem Frühstück sehen wir uns die Hotelanlage bei Tageslicht an, um eine Orientierung zu bekommen.

Danach verbringen wir etwas Zeit am Pool mit Lesen. Bis auf einen weiteren Gast ist niemand am Pool. Das Wetter ist heute perfekt. Der Himmel ist etwas bewölkt, was es sehr angenehm macht, man muss nicht vor der klirrend heißen Sonne flüchten.

Am Vormittag haben wir uns für die Wassergymnastik angemeldet. Stefan hatte anfangs Bedenken, dass ausschließlich Frauen daran teilnehmen werden, hat sich aber mir zuliebe auch angemeldet.

Als es dann soweit ist, kommt Klaus ums Eck und erzählt er uns, dass er auch Fitnesstrainer, professioneller Tänzer und Choreograf ist. Sein Körperbau spricht für sich. Wir sind nur zu dritt bei der Wassergymnastik. Er bietet eine halbe Stunde intensives Programm. Er nennt es liebevoll Water Bootcamp. Genauso fühlt es sich auch an und wir kommen selbst im Wasser ins Schwitzen und ausser Atem. Stefan nimmt dann schnell seine Vorurteile der Wassergymnastik gegenüber zurück. Nach der Wassergymnastik sind wir total motiviert. Stefan schnappt sich eine Matte und macht Yoga und ich ziehe meine Längen im Pool.

Im Hotel ist heute eine costa-ricanische Frauenfußball Mannschaft zum Training. Wir haben sie in der Früh schon völlig abgekämpft von einer Radtour zurück kommen sehen. Sie sind dann gleich weiter zum Meer und setzen dort ihr Training fort. So schnell wie möglich laufen sie den Wellen entgegen und laufen dann wieder zurück. Da ziehen wir doch lieber die Wassergymnastik vor.

Zu Mittag wollen wir raus auf die Straße, da soll es laut Google unmittelbar bei unserem Hotel deliziöse Tacos geben. Als wir dort sind, sehen wir, dass es nur ein Strassenstand ist.

Das gefällt uns noch viel besser und wir werden mit frisch zubereiteten Taco’s verwöhnt.

Dazu eine scharfe Salsa und das Mittagessen ist perfekt. Wir kommen mit dem Verkäufer ins Gespräch und weil wir so lange bei ihm stehen bleiben, holt er uns kaltes Bier aus seinem Haus raus.

Er erzählt uns von korrupten Politikern in Costa Rica. So hat leider jedes noch so schöne Land auch seine Schattenseiten. Aber über einen Mangel an korrupten Politikern können wir auch nicht klagen.

Am Rückweg sehen wir bei unserem Hotel eine Spinne, die mit den Beinen größer als meine Handfläche ist.

Gruselige Spinnen sind uns bisher erspart geblieben. Wir sehen dann, dass es fast bei jedem Baum solche Spinnen gibt. Aber zum Glück sind Spinnen, die Netze bauen für den Menschen nicht gefährlich. Ändert aber nichts an meiner aufkommenden Gänsehaut, wenn ich sie sehe.

Am Nachmittag sind wir für eine Bachata Tanzstunde angemeldet, die auch Klaus abhält. Ausser uns ist nur ein weiteres Pärchen dabei. Er zeigt uns super Moves. Nach einer Stunde tanzen sind wir völlig durchgeschwitzt. Schnell ins Zimmer zum Duschen und umziehen, denn gleich beginnt unser Cocktailkurs. Dazu finden sich schon ein paar Leute mehr ein. Ein klares Zeichen, dass die Leute lieber trinken als tanzen. An der Bar im Restaurant bereitet dann jeder einzelne seinen eigenen Caipirinha zu.

Den lassen wir uns nach der Tanzstunde ganz besonders schmecken. Wir lernen ein nettes Paar kennen, die gerade auf Hochzeitsreise sind. Nach dem Cocktailkurs setzen wir uns mit ihnen noch zusammen und unterhalten uns gut.

Um 18 Uhr gehen wir weiter zum Salsa Kurs. Klaus hat uns den schmackhaft gemacht und das Angebot, von einem Tanzprofi Tipps zu bekommen, wollten wir uns nicht entgehen lassen. Wir waren wieder nur zwei Paare und haben jede Menge gelernt. Aber wie alle Stunden von Klaus, war auch diese sehr schweißtreibend. Also heißt es nochmals ab in die Dusche und dann fahren wir ins nahegelegene Zentrum von Puerto Viejo. Da wollen wir heute den Abend verbringen.

Wir verbringen einen schönen Abend in einem kleinen Restaurant.

Anreise Puerto Viejo

Nach dem Frühstück machen wir uns auf den Weg zum Boot. Ein letztes Mal gehen wir durch die schmalen Wege von Tortuguero. So oft man hier auch geht, bieten sich jedes Mal neue lustige Entdeckungen.

 

 

Die Wege sind aufgrund des vielen Regens teilweise noch matschig. Stefan sorgt für einen sauberen Transport unseres Gepäcks. In manchen Situationen bin ich froh, kein Mann zu sein.

Am Pier treffen wir nochmals ein Pärchen, das wir gestern bei der Morgentour kennengelernt haben. Sie reisen auch sehr gerne und viel und so gibt es jede Menge Gesprächsstoff. Sie bleiben einen Tag länger hier und erzählen, dass sie noch einen Caribbean Rainforest Sloth besuchen werden. Sie erhoffen sich dort noch ein paar Faultiere zu sehen.

Unser Boot legt halbwegs pünktlich ab und eineinhalb Stunden später kommen wir bei unserem Auto an. Es ist heute angenehm war bei 24 Grad, aber der Himmel ist nach wie vor mit grauen Wolken verhangen, für die Weiterreise aber optimal.

Wir entscheiden kurzfristig auch noch einen Stopp bei den Faultieren einzulegen. Schon die Zufahrt wirkt sehr privat und wir sind uns anfangs nicht sicher, ob wir hier auch wirklich richtig sind. Ein älterer Herr steht im Garten und schneidet die Hecke.

Unserer Frage, ob wir ungelegen kommen, verneint er und bedankt sich sogar, dass wir da sind. Er führt uns zum Garten und schneidet sofort Papayas und Bananen auf. Auf die Papayas habe ich mich schon gefreut, aber sie waren nicht für uns. Eine ganze Steige voll Obst steckt er auf eine Vorrichtung aus Baumstämmen und schon bald kommen viele Vögel und genießen die Früchte.

 

Er zeigt uns auch ein Faultier hoch oben am Baum. Der Name wird diesen Tieren wirklich gerecht, meist schlafen sie und bewegen sich kaum. Liebevoll nennt er sie Bonita.

Plötzlich fängt es so stark zu regnen an, dass wir die wenigen Schritte bis zum Unterschlupf pitschnass sind. Wir warten noch ein bisschen ab, aber eine Besserung scheint nicht in Sicht zu sein. Bei Schönwetter hätten wir noch im angrenzenden Regenwald spazieren gehen können. Der nette Herr entschuldigt sich einige Male für den Regen und bereitet uns Kaffee zu und reicht dazu Cracker.

So ein netter, herzlicher Mensch. Es wird nicht langweilig, beim Kaffee den wunderschönen Naturgarten rundum zu bestaunen und den Vögel zuzusehen, wie sie von den Früchten naschen. Dennoch wird es Zeit weiterzufahren. Doch der nette Herr möchte uns nicht ohne eine kleine Führung durch den Garten, auf den er sichtlich stolz ist, fahren lassen. Er gibt uns einen Regenschirm und beginnt den Rundgang mit uns.

Ein Vanillebaum, wir sind total fasziniert, einen solchen haben wir auf all unseren Reisen noch nie gesehen und die Blätter riechen so gut. Er zeigt uns noch einen Kaffeebaum, einen Kakaobaum, einige Kräuterstauden, die für mich als alte Kräuterhexe besonders interessant sind. Als wir dann jeden Baum und Strauch gesehen haben, bringt er uns noch zum Auto, verabschiedet sich herzlich und bedankt sich für unseren Besuch.

Bei strömenden Regen fahren wir weiter und wir hoffen, bald diese Regenzone hinter uns zu haben.

Als es dann tatsächlich aufhört zu regnen, kehren wir zu Mittag in einem Soda ein. Sodas sind auch bei LKW Fahrer beliebt für eine kurze Pause. In den Sodas treffen wir sehr selten auf Touristen, aber genau das macht es hier so besonders.

Wir genießen frische zubereitetes Huhn mit saftigem Reis. Sehr köstliches Essen zu super günstigen Preisen. Ungerechnet 8 Euro für zwei Speisen und zwei frischgemachte Maracuja Säfte.

Gestärkt geht es weiter. Auf unserer Strecke sehen wir immer wieder riesige Gelände mit hunderten von Frachtcontainer mit der Aufschrift DOLE. Damit werden die Bananen und sonstige Früchte unter anderem auch nach Europa verschifft. Diese Aufschrift sieht man oft auch in Österreich.

Das letzte große Teilstück unserer Strecke regnet es heftig und die Sicht ist teilweise sehr bescheiden. Der Regen begleitet uns bis in unser Hotel. Wir haben für den letzten Teil unserer Reise vor ein paar Tagen ein schönes Hotel in Puerto Viejo Talamanca gebucht. Es liegt direkt am Meer. Wir haben uns für diese Woche vorgenommen, wieder mehr Sport zu machen, da wir die letzten beiden Wochen viel zu viel gegessen haben. Schon beim Empfang zeigt man uns eine Übersicht sämtlicher Aktivitäten, die das Hotel anbietet. Das war wohl der Wink mit dem Zaunpfahl. Wir melden uns gleich für ein paar Aktivitäten am nächsten Tag an.

Kurz mal frisch machen am Zimmer, dann erkunden wir auch gleich die Hotelanlage. Das Hotel ist umringt von einem wunderschönen botanischen Garten mit Regenwaldatmosphäre aufgrund der vielen Vogelstimmen, die trotz des anhaltenden Regens präsent sind.

Wetterbedingt werden wir heute im Hotelrestaurant am Strand zu Abend essen. Das Restaurant ist mit einem wunderschönen Dach aus Palmenblättern gedeckt. Nach einem Welcome Daiquiri wird unser Abendessen kredenzt.

 

 

Wir nennen das mal ein gelungenes Ankommen und genießen den Abend in vollen Zügen.

Der Rückweg führt uns über den Holzsteg durch den Hoteldschungel zu unserem Zimmer.

Gute Nacht Puerto Viejo