Tag 17 auf See – Besuch von Oben

Position: Mitten im Atlantik – 14°24.18’N 050°24.0’W

Heute hatten wir während einer kurzen sonnigen Phase unangemeldeten aber äußerst charmanten Besuch: Als am Vormittag kurz niemand im Cockpit saß, landete ein kleiner weißer Vogel dort, offenbar um sich etwas auszuruhen.

Vogel

Die vier Gestalten, die plötzlich herbeieilten, ihn fotografierten und zu füttern versuchten, wurden einfach ignoriert und die Willkommensgeschenke abgelehnt. Nach einer kurzen Inspektion – es passte wohl alles – verschwand er wieder. Nachdem sich kein Ornithologe unter uns befindet, können wir leider nicht sagen, um was für einen Vogel es sich bei unserem Besucher handelte.

Ansonsten fahren wir seit der letzten Nacht von Gewittersturm zu Gewittersturm.

Squall

Das bedeutet: Segel runter, Segel rauf, Segel runter, Segel rauf etc. und somit kaum Ruhe.Kurz gesagt, es geht sportlich zu auf der Sonja. Einige von uns bekommen auch schon langsam Unterarme wie Popeye.

Popeye

Die Ruhe und die Völlerei der letzten Wochen machen sich insofern bezahlt, als wir uns genügend Kraftreserven und eine dicke Isolierschicht angegessen haben. Obwohl eigentlich recht warm, wird es im Sturm bei Hagel und Regen nämlich ordentlich frisch.

Mit Riesenschritten nähern wir uns St. Lucia – laut Bordcomputer trennen uns nurmehr 545 Seemeilen von unserem Ziel. Sollte der Wind halten, so bestehen gute Chancen, daß wir in der Nacht von Freitag auf Samstag in Rodney Bay über die Ziellinie laufen.

Welle

Viele Grüße von pudelnassen 4 in einem Boot.

Tag 16 auf See – Zeit

Position: Mitten im Atlantik – 14°29.0’N 047°34.0’W

Ja, seit gestern geht es mit durchschnittlich 7 Knoten dahin! Die Wetterprognose verspricht uns noch zwei so gute Tage. Was danach ist, interessiert uns vorerst nicht.

Überhaupt hat sich ein ganz anderes Zeitgefühl eingeschlichen. Tag und Nacht gehen ineinander über, unterscheiden sich auch von unseren Aktivitäten her kaum. Die Uhrzeit hat seine Bedeutung völlig verloren, bestimmt nicht einmal mehr über Schlaf und Wachheit. Gedanken gehen direkt in Träume über – und umgekehrt. Tagesfixpunkte gibt es eigentlich nur noch zwei: die Positionsmeldung an die ARC um 12h UTC und der Homepage Update nach Sonnenuntergang.

Schauen

Fernglas

Welle

Sunset

Eine Woche werden wir noch so leben, dann müssen wir uns wieder an den anderen Alltag gewöhnen. Aber an das denken wir heute nicht und geniessen den herrlichen Abend mitten am Atlantik.

Liebe Grüße, Eure Vier in einem Boot!

Tag 15 auf See – Von Squall zu Squall

Position: Mitten im Atlantik – 14°41.12’N 044°47.0’W

Gestern Nacht war wohl der absolute Tiefpunkt erreicht: 8 Stunden kein Wind, kein Diesel zum Motoren, dafür aber riesengroße Wellen, die unsere Sonja ordentlich durchschaukelten. Schlaf haben wir nicht viel abbekommen – Michi ist zweimal aus dem Bett geworfen worden, der Lärm der flatternden Segel und der sich bewegenden Inneneinrichtung ließ Stefan O. und Andreas kein Auge zudrücken. Nur Stefan K. schlief wieder einmal so tief wie ein Bär.

Am frühen Vormittag kam dann endlich der ersehnte Wind. Zunächst wehte er aus unterschiedlichsten Richtungen, jeweils von lokalen Gewittern, den Squalls verursacht.

Squall

Ab Mittag war er dann endlich da, der konstante, 15 knoten schnelle Passatwind, von dem wir schon seit unserer Abreise träumten. Da ist dann auch gleich mehr los am Horizont. Oft sieht man mehrere Tage lang nichts und niemanden, dann tauchen plötzlich gleich mehrere Segelschiffe im Radius von ca. 6 Seemeilen auf – das entspricht einer Fläche von ca 180km². Und das obwohl wir schon seit über zwei Wochen unterwegs sind – mitten am Atlantik. Die Schifferl begleiten einen meist einen halben Tag lang, dann verschwinden sie wieder irgendwo hinter dem Horizont. Bedenklich ist, dass obwohl wir alle das gleiche Ziel haben, jeder in eine andere Richtung segelt.

Anfangs nahmen wir dieses Phänomen zum Anlass unseren Kurs zu überdenken bzw. neu zu berechnen – das tun wir jedoch nicht mehr. Die Richtung stimmt, der Wind mittlerweile auch – wenn es so weiter geht sind wir am Sonntag in St. Lucia.
Drückt uns die Daumen!

Wolkenstimmung

Das Logbuchupdate wurde gerade durch einen Squall unterbrochen. Wir fuhren kurzzeitig mit über 10 Knoten dahin. Jetzt ist es wieder ruhiger und wir fahren mit 6 Knoten in die Nacht hinein. 🙂