Unzen Hell

Heute Früh besuchen wir vor dem Frühstück das Onsen. Mit ein Grund ist, dass wir die Dusche im Zimmer ein wenig grausig finden. Dabei ist das Hotel nicht einmal billig, aber das halten wir aus, ist ja nur für zwei Nächte. Auch heute haben wir jeder unser Onsen für uns alleine, da die anderen Hotelgäste scheinbar später erst ins Bad gehen.

Um 8.30 Uhr sind wir beim Frühstück, wieder in privater Atmosphäre in einem Raum nur für uns. Irgendwie ungewohnt, wenn man von der Zivilisation abgeschnitten ist.

Bevor es los geht mit Sightseeing, beginnt der Kampf mit dem Navi im Auto. „Where to go?“ Trotzdem die Einstellungen auf Englisch umgestellt wurden, wird die Zieleingabe auf Japanisch verlangt. Aber zum Glück haben wir eine eigene Simkarte und somit Zugriff auf Google Maps.

Unser erstes Ziel für heute ist der Unzen-Amakusa Nationalpark. Er wurde als erster Nationalpark Japans gegründet und nach dem Vulkankomplex Unzen benannt. Die Serpentinenstraße hoch über den Nita Pass, kommen wir direkt zu der Seilbahnstation. Heute ist es strahlend sonnig, aber hier oben winterlich kalt und kräftige Windböen pfeifen uns um die Ohren. Schon beim Fotostopp auf halben Weg rauf, war es sehr ungemütlich und wir überlegen, ob wir überhaupt mit der Seilbahn hochfahren sollen, weil es oben noch kälter ist. Plötzlich erfolgt ein Sinneswandel und wir entscheiden uns, die Strecke zu Fuss hinauf zu gehen. Beim Raufgehen wird uns sicher warm, insofern eine Verbesserung zum jetzigen Gefühlszustand.

Wir haben einen guten Blick auf den Vulkan Mount Heisei-shinzan aus dem Rauch emporsteigt. Auf einer Tafel sieht man, wie der Vulkan durch den letzten Ausbruch und die dadurch zurück gebliebene Lava angewachsen ist.

Das Wandern ist so schön, dass wir noch weiter gehen, als ursprünglich geplant.

Die Wege sind gezäumt mit kleinen Bambuspflanzen, Sträuchern und gelegentlich sehen wir Eisblumen am Wegesrand.

Der ganze Weg bis zum Vulkan würde noch ein paar Stunden in Anspruch nehmen, doch dafür ist es viel zu kalt. Hier am Berg gibt es keine Hütten, dafür finden wir zwei Automaten, die auch Heißgetränke in Flaschen anbieten.

Wir nehmen die Route zurück und fahren das letzte Stück mit der Seilbahn hinunter, die immer noch von Hand betrieben wird.

Es ist höchste Zeit für Mittagessen. Dieses wollen wir irgendwo beim Meer einnehmen, welches nur eine halbe Stunde mit dem Auto entfernt ist und wir ohnehin noch sehen wollten.

Der Hafen beim Meer ist jetzt nicht besonders sehenswert, aber Stefan hat zum Glück während der Fahrt ein nettes, kleines Lokal recherchiert, dem werden wir jetzt gleich einen Besuch abstatten. Ein junges, sympathisches Paar kocht täglich drei verschiedene Curries und betreibt nebenbei eine sehr kleine Kaffeerösterei, die in der kleinen Nebenkammer der Küche angesiedelt ist.

Das Curry war unglaublich gut und wir freuen uns, dass wir mal eine Speise ohne gekochten Tofu bekommen. Während wir essen, überlegen wir uns die Route für die nächsten zwei Tage.

Mit dem Auto geht es zurück nach Unzen Hell. Die ganze Insel erstrahlt in unterschiedlichen Grüntönen und es sieht schon richtig frühlingshaft aus. Das liegt einerseits daran, das hier unterhalb von 600 m Höhe immergrüner Laubwald beheimatet ist und die helleren Grünflächen sind die Stellen wo der Bambus wächst.

In Unzen Hell besichtigen wir in der Nähe unseres Hotels die heißen Quellen. In diesem Gebiet gibt es aufgrund der vulkanische Aktivität um den Unzen, eine Menge davon und das Wasser wird in die Hotelanlagen abgeleitet. Wir gehen die Route zu Fuß ab und sehen viele Stellen am Boden, aus denen es brodelt und Dampf aufsteigt.

Es ist inzwischen früher Abend, als wir zurück ins Hotel gehen, um das WLAN zu nützen und noch schnell ein Hotelzimmer für den nächsten Tag zu suchen.

Das Abendessen nehmen wir heute erneut im Raum für zwei ein. Als der zahlreichen Gänge wird ein Fischkopf serviert. Mit seiner grässlichen Miene, den großen Augen, der dicken Lippe und den schiefen vorstehenden Zähnen schwimmt er gemeinsam mit dem obligatorischem Tofu und einem Pilz in der Suppe. Zu unserem Erstaunen schmeckte der Fisch recht gut und es war erstaunlich viel Fleisch drauf. Den Tofu verstecken wir unter den Gräten.

Umso schöner war dafür das Sashimi, welches auf rauchendem Trockeneis serviert wurde.

Für 21:30 Uhr haben wir heute das private Onsen im Hotel reserviert, da wir in dieses gemeinsam hineingehen dürfen. Wir haben eines im Aussenbereich gewählt. Anfangs war die winterliche Temperatur beim Umziehen eine ziemliche Herausforderung, dann war das Eintauchen in das sehr heiße Wasser eine weitere. Aber man gewöhnt sich dann doch rasch daran und es fühlt sich sehr angenehm an.

Gute Nacht Unzen Hell

Himejijo – Kyūshū – Unzen Hell

Wir haben den Wecker für 6:15 Uhr gestellt. Mir geht es heute etwas besser und die Körpertemperatur ist wieder im normalen Bereich.

Mit dem Taxi fahren wir zu der 30 Minuten entfernten Station Shin Osaka und nehmen dort den Shinkansen Richtung Hakata, allerdings kaufen wir die Tickets nur bis Himeji, da wir dort das Castle besichtigen möchten. Nach 45 Minuten mit einer Geschwindigkeit von 300 km/h, kommen wir auch schon an.

Leider regnet es hier und wir kaufen uns im Family Mart noch schnell einen dieser billigen Regenschirme, die in Japan überall angeboten werden und versperren unser Gepäck am Bahnhof.

Zu Fuß gehen wir die 15 Minuten bis zu der wunderschönen Burg aus dem 17. Jahrhundert, die aus Holz und Stein erbaut und in ihrer weißen Pracht schon aus der Ferne zu sehen ist. Sie gehört zu den nationalen Kulturschätzen Japans und wurde 1993 von der Unesco zum Weltkulturerbe erklärt.

Die Dächer und Wände der Burg wurden von 2010 bis 2015 renoviert. Nach der Besichtigung des Aussenbereiches sind wir trotz Schirm schon recht nass und freuen uns, endlich das Innere der Burg besichtigen zu können.

Allerdings muss man dabei die Schuhe ausziehen und über den eiskalten Boden gehen. Schlapfen gibt es momentan Dank der Coronahysterie keine. Da die Fenster der Burg nicht zu verschließen sind, ist es innen genauso kalt wie draussen.

Zurück bei der Shinkansen Station kaufen wir noch Mittagessen und setzen die Fahrt fort und nach exakt 2 Stunden sind wir in Hakata. Die Fahrt im Shinkansen mögen wir sehr, da man auf angenehme und bequeme Art innerhalb Japans schnell vorankommt. Mit dem Auto hätten wir mehr als doppelt so lange hierher gebraucht.

In Hakata nehmen wir unser Mietauto entgegen. Es ist immer wieder eine Sucherei nach dem richtigen Weg, da vieles nicht auf Englisch angeschrieben ist, beziehungsweise die Japaner kaum oder schlecht Englisch sprechen. Aber irgendwie kommen wir immer voran und so finden wir auch das Büro der Autovermietung. Diesmal bekommen wir einen kleinen, neuen Mazda mit Sportmodus, welches sich für die kommende Fahrt über die enge Serpentinenstraße sehr zu unserer Freude auswirkt.

Kurz vor 18 Uhr sind wir in unserem Hotel in Unzen Hell. Unzen Hell ist ein Ort auf Kyūshū, der drittgrößten Hauptinsel Japans, die eine Einwohnerzahl von 13 Millionen Menschen verzeichnet. Der gesamte Ort wirkt wie ein etwas vernachlässigter Kurort und auch die Hotels wirken allesamt schon sehr in die Jahre gekommen. Auch unser Hotel erscheint uns etwas desolat, doch durch den für uns nicht alltäglichen asiatischen Stil ist es aber nicht gar so schlimm.

Wir wollen gleich noch das Onsen im Hotel ausprobieren. Onsen nennt man die Gemeinschaftsbäder, die mit sehr heißen Wasserbecken ausgestattet sind. Erst duscht man nebeneinander auf kleinen Hocker sitzend, geht anschließend ins heiße Becken, bevor der zweite Durchgang beginnt. Die Onsen in den Hotels in Unzen Hell haben eine Zuleitung der Quelle im Ort und sind mit Thermalwasser mit viel Schwefel ausgestattet, dementsprechend riecht es auch im ganzen Ort. Die meisten Onsen sind leider zwischen Männer und Frauen separiert, somit müssen wir beide unterschiedliche Räumlichkeiten aufsuchen. An dem Abend stehen Frauen zwei verschiede Onsen zur Verfügung. Beide sind schon sehr desolat, sehr dunkel und hätten eine Renovierung dringend notwendig. Bei den beiden für die Männer, befindet sich eines im neuen Trakt des Hotels und ist im neuen Design, welches Stefan sehr gut gefällt. Es war aber trotzdem gut und hat hoffentlich den angehenden grippalen Infekt komplett besiegt.

Beim anschließenden Abendessen handelt es sich um ein Private Kaiseki Dinner. Wir werden in einen kleinen Raum nur für uns geführt. Der Tisch ist schon mit wunderbaren Köstlichkeiten gedeckt und laufend kommen weitere hinzu.

Nach eineinhalb Stunden non-stop essen, bleibt uns nur noch der Weg in unser Zimmer, da die Hotelbar immer nur bis 18 Uhr geöffnet ist. Hier bestätigt sich wieder der Charakter einer Kurortes.

Im Zimmer wurden schon die Matratzen am Boden bereit gelegt. Es scheint, als werden wir die Nacht auf sehr dünnen Matratzen verbringen.

Gute Nacht Unzen Hell

Osaka

Heute steht Sightseeing light am Programm, vielmehr möchten wir den kulinarischen Spuren Osakas folgen.

Am Weg zu einem kleinen Tempel, den wir unbedingt sehen möchten, kommen wir an zahlreichen Shops vorbei, in denen ein Automat neben dem anderen steht und aus denen man nach Einwurf von Münzen mit einem Greifarm Stofftiere, Spielfiguren, Schlüsselanhänger und sonstige unnötige Dinge herausfischen kann.

Eigentlich dachten wir, dass man damit Kinder anlocken möchte, doch weit gefehlt. Es sind ausschließlich Jugendliche und Erwachsene vorzufinden und die Schilder an der Wand zeigen, dass der Eintritt erst ab 18 Jahren gestattet ist.

Wir sind beim Hozenji-Tempel im Dotombori Viertel angekommen. Er ist in einem Durchgang versteckt, unweit von den Gassen mit den vielen Leuchtreklamen und der intensiven Geräuschkulisse. Nur kurz von den belebten Straßen abgebogen, trifft man hier auf eine Gegend aus den alten Zeiten Osakas. Beim Tempel befindet sich die wunderschöne Mizukake-Fudo-Statue, die wir mit Wasser begießen und uns dann etwas wünschen dürfen.

Die Gegend hinter dem Tempel nennt man Hozenji Yokocho und umfasst einige kleine sehenswürdige Gassen mit vielen kleinen Restaurants. Hier kann man überall Teppanyaki, Okonomiyaki und andere kulinarische Köstlichkeiten probieren.

Wir ziehen weiter in die überdachten Arkaden im Dotombori Viertel und anschließend Richtung Namba Viertel, wo sich der Kuromon Ichiba Markt befindet.

Bei einem der Stände kaufen wir Kobespießchen und Jakobsmuscheln. In Japan ist es verpönt auf der Straße bzw. beim Gehen zu essen. Kauft man bei den Ständen, so darf man davor stehenbleiben und essen bzw. gibt es gelegentlich auch einen kleinen Essbereich hinter dem Stand. Beim Schlendern durch den Markt sehen wir allerhand interessante Dinge. Der nächste Stopp ist wieder der Kulinarik gewidmet. Für Stefan wird es erneut ein Kobe Beef und für mich köstliches Sushi und ein großer Scampi.

Das nächste Ziel ist das Shinsaibashi Viertel, nördlich von Dotonbori. Dort befindet sich eine 600 Meter lange Shopping Straße. Es ist lustig durchzugehen, aber nach Shopping ist uns beiden nicht und so schlendern wir weiter.

Im Shinsaibashi Viertel sind zahlreiche Niederlassungen und Shops von Luxusmarken beheimatet. Gucci, Prada, Burberry, Michael Kors, Louis Vuitton, Boss und zu unserer Freude auch ein Apple Store, dem wir natürlich einen Besuch abstatten.

Wir kommen im American Mura Viertel, westlich von Shinsaibashi an, welches einen Mix der amerikanischen und japanischen Kultur zeigt. Es ist als Hypsterviertel bekannt und das Zentrum für die Trends der japanischen Jugend. Hier befinden sich viele Geschäfte, Cafes, Bars, Restaurants und Nachtclubs. Die Gegend wird geziert mit kreativ gestalteten Straßenlaternen, die nur in diesem Teil der Stadt zu sehen sind. Auf dem Dach eines Gebäude in der Sankaku-Koen,  steht ein Nachbau der Freiheitsstatue.

Es ist inzwischen Nachmittag, als wir uns ein Cafe mit WLAN suchen, da wir für morgen noch ein Hotel in Unzen Hell sowie ein Mietauto buchen müssen. Mir ist plötzlich furchtbar kalt, begleitet von Gliederschmerzen und so trifft sich das ganz gut und der heiße Tee wird helfen. Gute zwei Stunden und 4 Tassen Tee später, sind die Gliederschmerzen noch schlimmer. Der Zeitpunkt ist grad denkbar unpassend, wollten wir doch heute unbedingt in einem Straßenlokal zirka 30 Minuten von unserem Hotel essen.

Wir haben Toyo in einer Dokumentation über Streetfood in Japan entdeckt. Da heute die letzte Möglichkeit ist, fahren wir mit der U-Bahn zu ihm. Als er uns sieht, begrüßt er uns freundlich, macht bei sich am Kochtisch zwei Plätze frei und holt uns zu sich. Leider spricht er kaum Englisch, aber irgendwie kann er sich dann doch verständigen. Er ist ein Showkoch. Während wir essen, holt er Stefan und mich immer wieder zu sich, wir müssen den Mund öffnen und er steckt uns ein Überraschungssushi in den Mund. Seine Showeinlage ist das Braten von Fleisch und Fisch mit einem Bunsenbrenner, wobei er mit seiner Hand das Grillgut wendet. Er ist ein absolut Showmen.

Das Essen war der absolute Hammer und sehr zu empfehlen. Es ist inzwischen kalt geworden und ich fühle mich sehr grippig, so fahren wir ins Hotel, dort werde ich von Stefan noch mit grünem Tee und Aspirin C gedopt.

Gute Nacht Osaka